Das Philharmonische Orchester Luxemburg spielte unter Domingo Hindoyan in der Reihe Aventure+. Pizzicato-Mitarbeiter Uwe Krusch konnte wegen Terminüberschneidungen am Konzert nicht teilnehmen. Er hatte aber die Möglichkeit, sich die Generalprobe anzuhören und berichtet von den Vorbereitungen für den Auftritt am Abend.
Das abenteuerliche Programm setzte sich im zweiten Teil aus zwei groß besetzten jeweils rund zwanzigminütigen Stücken zusammen, die beide in eine eigene Welt gehören. La Péri von Paul Dukas und Le Poème de l’Extase von Alexander Scriabin sind beides farbenreiche Werke. Diese beiden Stücke standen für jeweils eine halbe Stunde am Anfang der Probe. Konzentriert und fokussiert auf einige nachzubessernde Stellen wurden diese von Dirigent Domingo Hindoyan aufgerufen und vom Orchester gespielt. Abgesehen vom in Luxemburg üblichen Sprachengemisch aus vorwiegend Englisch, etwas Französisch und auch mal einem Brocken Deutsch konnte man miterleben, dass der armenisch-venezolanische Dirigent das Heft zwar unzweifelhaft in der Hand hatte, sich aber auch Fragen und auch musikalischen Anregungen aus dem Orchester, hier besonders von den Stimmführern, gegenüber durchaus offen zeigte und auch mal kurz Humor aufblitzte. Es handelte sich also um eine von beiden Seiten mit Einsatz und Interesse geführte Partnerschaft, die dann vermutlich zu einem tollen Konzert geführt hat. Jedenfalls ließen das die Ausschnitte erahnen, die in der Probe gespielt wurden. Denn es waren wieder einmal alle Orchestergruppen gefordert. Fast kann man den Eindruck haben, dass jetzt die wegen der Pandemie lange nicht gespielten großbesetzten und fordernden Werke mit Freude nachgeholt werden.
Am Ende der Probe, am Anfang des abendlichen Konzerts stand das Werk Peshkar für Tabla und Orchester von Zakir Hussein. Waren die Inhalte bei La Péri märchenhaft und im Poème de l’Extase mystisch, so tauchte dieses Werk aus westeuropäischer Sicht noch tiefer in exotische, hier indische Welten ein. Von seinem Vater, Schlagwerker beim legendären Ravi Shankar, lernte Zakir Hussein schon als Kleinkind die in Nordindien gebräuchlichen Tablaschläge, die Bols. Damit prägt der Vater den Sohn für dessen Leben. Und er erweitert dies über die indische Tradition hinaus auf Jazz und Rock. Hussein hat sich nicht nur als Meister seines Instruments, sondern auch als Komponist dafür hervorgetan. Sein Konzert für Tabla und Orchester ist das erste dieser Art überhaupt.
Für alle, die beim Konzert nicht dabei waren und denen die Tabla nicht gewärtig ist, kurz der Hinweis, dass die Tabla ein Schlaginstrument der nordindischen Musik ist. Sie besteht aus zwei kleinen Kesseltrommeln, deren Felle mit einem charakteristischen kreisrunden Auge versehen sind und mit den Fingern beider Hände gespielt werden. Sie verfügt über ein großes Klangspektrum, das durch unterschiedliche Anschlagpunkte ebenso wie einen vielseitigen Gebrauch der Fingerspitzen, der ganzen Finger, der Handballen usw. erreicht wird.
Im zweiten Teil der der Probe wurde dieses Konzert geprobt. Wegen der für gestandene Musiker eines europäischen Orchesters ungewohnten Rhythmen, aber auch wegen der ansonsten ungewöhnlichen kompositorischen Eigenheiten, die manche Erwartung unserer Hörgewohnheiten unterlaufen, wurde dieses gut halbstündige Werk zunächst als Ganzes gespielt. Denn in so einem Fall müssen auch die unerwarteten Spannungsbögen im Ablauf erprobt werden, erst danach wurde noch an einigen Stellen gefeilt. Hussein hat für dieses Konzert eine klassische Besetzung vorgesehen, die mit schwerem Blech erweitert wird. So kann die leicht verstärkte Tabla immer ihre solistische Rolle behaupten.
Hussein ist wirklich ein Meister seines Instruments. Im Schneidersitz ließ er die Finger über die Tabla wirbeln und zauberte dabei rhythmische Feinheiten hervor, die unsereins kaum mit dem Auge verfolgen kontte geschwiege denn selber spielen könnte. So entfaltete dieses Werk einen besonderen Charme.