In seinen Liedern porträtiert der polnische Komponist Mieczyslaw Karlowicz keine pittoresken, ländlichen Landschaften, sondern in allererster Linie Seelenlandschaften. In diesem Sinne ist Karlowicz Schubert und Schumann ganz nahe, wenngleich seine Lieder sehr viel kürzer sind, oft nur knapp eine Minute lang. Dies stellt den Interpreten natürlich vor eine besonders schwierige Aufgabe, nämlich innerhalb kürzester Zeit ein Bild und eine Atmosphäre vor dem Hörer entstehen zu lassen. Auch die vier Lieder von Stanislaw Moniuszko sind interessant.
Piotr Beczala widmet sich mit Hingabe dem Liedergut seiner beiden Landsleute. Sein kerniger Tenor und das akzentreiche Spiel von Helmut Deutsch am Klavier lassen keine falschen Sentimentalitäten aufkommen. Beczala ist nah am Text, immer darauf bedacht, klar und empathisch zu phrasieren. Der durchaus romantische Duktus der Lieder wird so etwas relativiert und in ein etwas konkreteres Bild gesetzt. Beide Interpreten vermeiden Larmoyanz oder pastellförmige Farben. Alles wirkt klar, schön und wohl ausbalanciert. Beczalas Gesang ist stilsicher und kunstvoll und man hört hier zweifelsohne eine der schönsten Stimmen, die es momentan gibt. Helmut Deutsch ist ein mehr als nur versierter Begleiter. Seine langjährige Erfahrung führt dazu, dass er auf den Punkt spielt, expressiv sehr deutlich ist, keine Mätzchen macht und dabei den Sänger wie auf Händen trägt. Eine also in allen Hinsichten empfehlenswerte Lied-Aufnahme für alle Musikliebhaber, die offen für ein neues Repertoire sind. Hier werden sie musikalisch wie interpretatorisch reich belohnt.