Gidon Kremer setzt sich in letzter Zeit verstärkt für Mieczysław Weinberg ein, der am 8. Dezember 1919 in einer jüdischen Familie in Warschau geboren wurde und in die Sowjetunion fliehen konnte, bevor die Nazis Polen besetzten. Diese Flucht rettete ihm vielleicht das Leben, hatte aber trotzdem auch bittere Konsequenzen, da seine Musik in der UdSSR vorübergehend verboten und er selber inhaftiert wurde.
Der mit Shostakovich befreundete Komponist wurde von diesem beeinflusst, ohne, dass man letztlich die Musik beider Autoren auf einen Nenner bringen könnte. Dazu bleibt bei Weinberg zu sehr ein kultureller Background vorhanden, der mit dem Shostakovichs nicht zu vergleichen ist. Das merkt man sofort in der 22 Minuten dauernden dritten Solosonate für Violine, die Weinberg ‘Dem Andenken meines Vaters’ widmete. Das anrührende Stück ist ein Kaleidoskop von Erinnerungen an den Vater, mit Liebe geschrieben. Die Sonate wird von Gidon Kremer hinreißend gespielt. Es folgt ein rhetorisch wunderbar durchformuliertes Streichtrio op. 48, das schon eher eine gewisse geistige Verwandtschaft mit Shostakovich zeigt. Sehr stimmungsvoll ist die Sonatina op. 46 für Violine und Klavier, in der Kremer und Daniil Trifonov ein atemberaubend schönes und reflektives Lento hinzaubern. Die zweite CD enthält das dynamisch kontrastreiche Concertino op. 42, das 1948 komponiert wurde, also noch zu Stalins Zeiten, wo es Weinberg so schwer hatte, weil er sich in seiner Musik hörbar seiner jüdischen Herkunft besann, und das war dem Regime nun wirklich nicht genehm. Die Nostalgie dieser Komposition wird in Gidon Kremers Interpretation sehr deutlich.
Das lockerste Stück der Sammlung ist das Opus 96, die 1968 entstandene 10. Symphonie, welche die Kremerata mit viel Impetus musiziert.
Dieses Doppelalbum ist mit seinem weit gestreckten Programm ein wertvolles und überzeugendes Plädoyer für den Komponisten Weinberg.
With chamber and orchestral music in outstanding performances, this album is a convincing and precious plea in favor of Weinberg’s music.