‘Das Gespensterschloss’ von Stanislaw Moniuszko gilt als zweierlei zugleich, als sein bestes Werk und als die polnischste aller polnischen Opern. Die Ensembles der nach dem Komponisten benannten Akademie in Danzig legen zum zweihundertsten Geburtstag dieses Komponisten die Einspielung aus zwei konzertanten Aufführungen vor.
Das Geschehen spielt auf dem Herrenhaus Kalinowa, das real existiert. Zwei Brüder wollen dort Schulden eintreiben, nachdem sie ein Keuschheitsgelübde abgelegt haben. Im Herrenhaus treffen sie aber auf die beiden Töchter, in die sie sich verlieben. Nach einigen Irrungen, hervorgerufen durch den Juristen Damazy, der ebenfalls an den Mädchen interessiert ist, indem er eine Gespenstererzählung aus dem Haus vorgaukelt, können sich die Paare in die Arme schließen, nachdem der Hausherr die wahre Geschichte erzählt hat.
Das Werk verbindet wunderbar die polnischen und die kosmopolitischen Züge im Leben der polnischen Gesellschaft mit der Musik, die diese Charakterisierungen übernimmt. Slawische wie polnische und ukrainische Lieder treffen auf Französisch anmutende rhythmische und harmonische Merkmale, wie die Brüder auf den sich französisch gebenden Juristen. Ein wenig italienischer Schmelz darf auch nicht fehlen. Insbesondere der Krakowiak und die Mazurka im Finale wirken erfrischend.
Moniuszkos Fähigkeiten zeigen sich aber auch darin, dass er vokalische Lyrismen bildet, die eines Rossinis würdig sind. Die Arie der Hanna im 4. Akt ist eine Koloraturarie mit einem beeindruckenden obligaten Geigensolo, dem sich in der Aufnahme ein bekannter polnischer Virtuose, Konstantin Kulka, überzeugend widmet. Diese Oper findet ihre große Anerkennung in Polen wohl auch aus der Vision der verlorenen Heimat des adligen Polen-Litauen. Seine Musik kann mit ihrer lebendigen Charakteristik aber über die Staatsgrenzen hinaus allgemeinen Zuspruch beanspruchen.
Die Studenten und Lehrkräfte der ‘Stanislaw Moniuszko Akademie’ in Danzig haben diese nicht gerade kleine Herausforderung angenommen und ein überzeugendes Plädoyer dieses Werkes, das man wohl als nationales Heiligtum bezeichnen kann, geschaffen. Sicher wird man ohne unhöflich zu sein sagen dürfen, dass das Ergebnis sich nicht mit dem eines etablierten Opernbetriebs oder eines zusammengesetzten Starensembles messen lassen kann. So lässt das Orchester es manchmal an Schmelz und Eleganz vermissen.
Die Sänger und Sängerinnen nutzen ihre im Studium bisher erreichten Fähigkeiten großartig aus. Dennoch zeigen sich hier und da kleine Schwächen, die arrivierten Kräften angekreidet würden. Aber jedes Konservatorium oder jede Musikakademie dürfte sich glücklich schätzen, ein solch herausforderndes Werk mit eigenen Künstlern so überzeugend auf die Bühne bringen zu können. Aus eigener Erfahrung: Hut ab, das ist großartig gelungen.