Depths; Szymon Laks: Sonate für Cello und Klavier; Ludomir Różycki: Sonate für Cello und Klavier op. 10; Aleksander Tansman: Sonate für Cello und Klavier Nr. 2 + Wiegenlied (Kolysanka); Mieczysław Weinberg: Sonate für Cello und Klavier Nr. 1 C Dur op. 21; Zofia Kulisiewicz, Cello, Przemyslaw Witek, Klavier; # Recart 0053; Aufnahme 10.2023; Veröffentlichung 14.06.2024 (71'28) – Rezension von Uwe Krusch

Die Cellistin Zofia Kulisiewicz präsentiert auf ihrem Aufnahmedebut polnische Cellosonaten sowie in einer Ersteinspielung ein Wiegenlied von Alexandre Tansman. Den Klavierpart hat Przemyslaw Witek übernommen. Während die Sonaten von Laks, Rozycki und Tansman in drei Sätzen gefasst sind, bietet die Sonate von Weinberg nur zwei Teile.

Die hier vertretenen vier Komponisten stammen alle aus Polen, wenn auch ihre Lebenswege sie nach Frankreich bzw. in die Sowjetunion geführt haben und nur Rozycki – bis auf das Studium – in seiner Heimat verblieb. Die Geschichten der vier Komponisten und ihrer Werke spiegeln auch das Schicksal der polnischen Musik insgesamt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dabei stehen der vielversprechender Neuanfang nach dem Ersten Weltkrieg, der eine Periode politischer und kultureller Unterdrückung und Fremdherrschaft beendete und das unvorstellbare Leid und die unbeschreibliche Zerstörung, die mit dem Naziterror am 1. September 1939 über Polen hereinbrach, als Pole gegeneinander. Und doch zeigen beide Seiten den unbändigen Lebens- und Überlebenswillen, der sich in der für Polen typischen Energie und Vitalität ausdrückt.

Zofia Kulisiewicz bietet die Werke mit einem elegant dringlichen Spiel an, das die Tiefen der Musik anklingen lässt und so dem Gesamttitel des Albums Rechnung trägt. Mit einem sehr warmen Ton und geschmeidiger Bogenführung widmet sie sich den Stücken aufmerksam und stringent gestaltend. So bietet sie eine sehr kantable Sicht auf die Stücke und legt es nicht darauf an, überbordende Gefühle zu manifestieren. So erreicht sie aussagekräftige Interpretationen, die eine feine Übersicht über das Schaffen der Zeit ermöglichen. Dabei gelingt es ihr, die Anklänge an polnische Volksmusik oder das jüdische Erbe der Komponisten tonlich einfließen zu lassen.

Der Pianist Przemyslaw Witek bewährt sich als engagierter Begleiter, der mit seinem sicheren und angepassten Wirken die Cellistin begleitet. Auch er bevorzugt die sachlicher klingende Deutung vor zu tiefgehendem Gefühlsausdruck.

On her recording debut, cellist Zofia Kulisiewicz presents Polish cello sonatas as well as a first recording of a lullaby by Alexandre Tansman. Przemyslaw Witek has taken over the piano part. While the sonatas by Laks, Rozycki and Tansman are in three movements, the sonata by Weinberg only has two parts.

The four composers represented here all come from Poland, although their lives took them to France or the Soviet Union and only Rozycki remained in his homeland, apart from his studies. The stories of the four composers and their works also reflect the fate of Polish music as a whole in the first half of the 20th century. The promising new beginning after the First World War, which ended a period of political and cultural oppression and foreign rule, and the unimaginable suffering and indescribable destruction that befell Poland with the Nazi terror on September 1, 1939, stand in contrast to each other as Poles. And yet both sides show the irrepressible will to live and survive, which is expressed in the energy and vitality typical of Poland.

Zofia Kulisiewicz offers the works with an elegantly urgent playing that allows the depths of the music to be heard and thus does justice to the overall title of the album. With a very warm tone and supple bowing, she devotes herself to the pieces in an attentive and stringent manner. She offers a very cantabile view of the pieces and does not aim to manifest exuberant emotions. In this way, she achieves meaningful interpretations that provide a fine overview of the work of the time. She succeeds in incorporating echoes of Polish folk music or the Jewish heritage of the composers.

The pianist Przemyslaw Witek proves himself to be a committed accompanist who accompanies the cellist with his confident and adapted playing. He, too, prefers a more matter-of-fact sounding interpretation to overly profound emotional expression.

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