First Polish Caprices for Violin; August Fryderyk Duranowski: 6 Caprices op. 15; Joachim Kaczkowski: 6 Caprices op. 13; Marek Polanski, Violine; 1 CD Dux 1587; Aufnahme 05+6+11/2019; Veröffentlichung 02/2021 (34'07) – Rezension von Uwe Krusch
Von den Geigenvirtuosenkomponisten, zu denen bekannte Namen wie Paganini und Wieniawski gehören, kennen Interessierte auch den Namen Lipinski. Der Geiger Marek Polanski stellt mit seiner Einspielung zwei weitere aus Polen stammende Vertreter dieser Musikergeneration vor. Auch diese beiden waren hervorragende Geiger ihrer Zeit, des Spätklassizismus. Über August Fryderyk Duranowski ist bekannt, dass Paganini ihn in seiner Jugend hörte und seine Spieltechnik als für sich inspirierend empfand. Doch auch Joachim Kaczkowski hinterließ bei Zeitgenossen einen herausragenden Eindruck.
Bei deren hier eingespielten Kompositionen handelt es sich um jeweils sechs Capricen für Violine solo, die damals sogar verlegt wurden, aber dann mutmaßlich in Vergessenheit gerieten. Ihre musikalische Aussage und vor allem ihre technischen Herausforderungen machen sie durchaus mit den Werken der anderen komponierenden Geigenvirtuosen ihrer Zeit vergleichbar. Und ihre Werke entstanden noch etwas früher als die Capricen von Lipinski, so dass sie als früheste Werke dieser Art aus polnischer Feder gelten können.
Marek Polanski hat sich ganz diesen Stücken verschrieben, sogar über sie promoviert und trägt sie nun mit viel Enthusiasmus und auch virtuosem Gestus vor. Ähnlich anderen Reihen von Capricen stellt jede den Ausführenden vor eine andere technische Anforderung, für die er eine geeignete Lösung finden muss. Polanski gelingt das in weitestem Maße, lediglich in der fünften Caprice von Kaczkowski ist der Höreindruck durch so hohe Geschwindigkeit geprägt, dass der Anschein entsteht, dass Finger und Bogen nicht mehr deckungsgleich agieren können. Ansonsten aber sind diese Capricen und ihre Einspielung eine Entdeckung für jeden Liebhaber der Violine und auch andere Interessierte, da sie eine wilde Ursprünglichkeit vermitteln, die an polnische Volksmusik erinnern. Polanski gebührt der Dank, diese Schätze gefunden und hörbar gemacht zu haben.
There are several well-known virtuoso violinists and composers, like Paganini and Wieniawski. Another less popular but respectable musician was the Pole Lipinski. With this recording, violinist Marek Polanski introduces two more Polish representatives of this generation of musicians. These two were also outstanding violinists of their time, the late classicism. It is known about August Fryderyk Duranowski that Paganini heard him in his youth and found his playing technique inspiring. But Joachim Kaczkowski also left an outstanding impression on his contemporaries.
The compositions recorded here are for each of them six caprices for solo violin, which were even published, but then presumably fell into oblivion. Their musical message and especially their technical challenges make them comparable to the works of other composing violin virtuosos. Since they were composed somewhat earlier than Lipinski’s Caprices, so that they can be considered the earliest works of this kind from a Polish pen.
Marek Polanski has devoted himself entirely to these pieces, even wrote a doctoral thesis on them, and now performs them with much enthusiasm and also virtuosic gesture. Similar to other series of caprices, each one presents the performer with a different technical challenge for which he must find a suitable solution. Polanski succeeds in this to the greatest extent; only in the fifth Caprice by Kaczkowski the high speed arises the impression that fingers and bow can no longer act congruently. Otherwise, however, these caprices and their recording are a discovery for every lover of the violin and also for others interested, since they convey a wild originality reminiscent of Polish folk music. Polanski deserves credit for finding these treasures and recording them.