Dieser Münchner Konzertmitschnitt unter Sir Simon Rattle ist wohl eine der besten Aufnahmen vom ‘Rheingold’ in den letzten vierzig Jahren. Rattle entpuppt sich ab den ersten Minuten als waschechter Wagnerianer, dem es nicht auf orchestrale Pracht, sondern vielmehr auf dynamische Abstimmungen, lebendiges Musizieren und einen transparenten Klang mit enormer Durchhörbarkeit ankommt. Die Tempi sind relativ zügig.
Gegenüber dem etwa zeitgleich veröffentlichen ‘Rheingold’ aus Hongkong unter Jaap van Zweden, besitzt Rattle die bessere Sängercrew und mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auch das bessere Orchester.
Michael Volle ist ein traumhafter Wotan und nach den eher unglücklichen Versuchen der letzten Jahre, mit Falk Struckmann und Albert Dohmen hochkarätige deutsche Wotan-Sänger aufzubauen, eine stimmliche und darstellerische Offenbarung. Volle knüpft mit seiner klugen Gestaltung und seinem heldischen Bariton an Vorgänger wie Theo Adam, Jerome Hines oder Hans Hotter an. Somit ist die Latte für die anderen Sänger bereits sehr hoch angelegt. Doch Volles Mitstreiter haben keine Probleme, auf diesem Niveau mitzuhalten. Zur Freude des Zuhörers gibt es in diesem ‘Rheingold’ keine einzige Schwachstelle und durchwegs nur guten bis hervorragenden Gesang. Besonders hervorheben muss man an dieser Stelle die beiden Tenöre Burkhard Ulrich als wendiger, verschlagener Loge und Benjamin Bruns als lyrisch-belcantonesker Froh. Thomas Konieczny singt einen der besten Alberichs der Plattengeschichte und besticht durch eine junge, frische und unverbrauchte Stimme. Elisabeth Kulman (Fricka), Annette Dasch (Freia) und Janina Baechle (Erda) sind alle drei hervorragend. Als Fasolt hören wir Peter Rose und als Fafner Eric Halfvarson, der unter Rattle erstaunlich genau und ‘schön’ singt. Auch die übrige Besetzung lässt keine Wünsche offen.