Beethovens Sonate Nr. 32 op. 111 und Franz Schuberts Sonate Nr. 21 D. 960, also zwei der größten Werke der Klavierliteratur auf einer CD, das ist schon etwas! Jeder Pianist, der etwas auf sich hält, muss sich diesen beiden Stücken irgendwann stellen. Die einen früher, die anderen später. Sieht man sich die Diskographie an, so steht man vor eine Fülle von Aufnahmen und Interpreten. Doch seien wir ehrlich, so gut die meisten Einspielungen auch sind, so selten nehmen sie den Hörer auf neue Pfade der Erkenntnis mit. Ganz anders diese Neueinspielung mit Benjamin Moser. Der Pianist war zum Zeitpunkt der Aufnahme 33 Jahre alt und befand sich genau im richtigen Alter, um diese beiden Sonaten aufzunehmen.
Einerseits hatte Moser seine erste ‘Lehrzeit’ beendet, anderseits war er fit, sich neuen Wegen und interessanten Aspekten zu stellen und diese dann sowohl auf spieltechnischem wie auch interpretatorischem auf höchstem Niveau einzubringen. Bereits die erste Takte des Maestoso von Beethovens Opus 111 lassen es erahnen: Hier geht ein Pianist zu Werke, der sofort und mit erstaunlicher Leichtigkeit Beethovens Musik auf den Punkt bringt und dabei in seinem reflektorischen Spiel tief in die Musik eindringt. Die lange Arietta wird zu einem Wunderwerk an Eleganz und Balance: jede Stimmung, jede Phrase wird mit einer Natürlichkeit erarbeitet und dargeboten, die mustergültig ist.
Auch das Spannungsfeld, in dem Moser die Schubert-Sonate interpretiert, macht hellhörig. Der große Atem des wunderbaren Kopfsatzes, die melodiöse Linie – fast möchte man sagen Bogenführung – die emotionale Tiefgründigkeit, die unendlichen Schattierungen, mit denen Benjamin Moser Schuberts Musik begegnet, all dies macht diesen Satz und die drei folgenden so außergewöhnlich, dass man sowohl diese Einspielung der letzten Schubert-Sonate wie auch die von Beethovens Opus 111 ohne zu Zögern zu den Referenzaufnahmen zählen muss. Denn neben einem erstklassigen Spiel werden Interpretationen geboten, die man selten als so neu, so schlüssig, so vielschichtig und so schön erlebt hat. Prädikat: Sehr wertvoll!
Excellent and expressive playing, with a lot of emotional depths and, here and there, new ideas. For both of the works, Moser’s performance has such a quality that it has to be counted among the best available.