Younghi Pagh-Paan
© Harald Rehling

Die aus Südkorea stammende Komponistin Younghi Pagh-Paan erhält den Preis der Europäischen Kirchenmusik 2015. Die Stadt Schwäbisch Gmünd ehrt sie mit dieser Auszeichnung für ihre herausragenden Verdienste um Komposition und Lehre zeitgenössischer Musik sowie für ihre musikalisch einzigartigen interkulturellen Visionen. Der Preis wird während des Festivals Europäische Kirchenmusik (17. Juli bis 9. August) am 22. Juli in der Augustinuskirche Schwäbisch Gmünd verliehen.

Der Preis der Europäischen Kirchenmusik ist mit 5.000 Euro dotiert. Seit 1999 zeichnet er hochrangige Interpreten und Komponisten für wegweisende Leistungen im Bereich der Geistlichen Musik aus. Zu den bisherigen Preisträgern gehören die Komponisten Petr Eben, Sofia Gubaidulina, Klaus Huber, Arvo Pärt, Krzysztof Penderecki, Dieter Schnebel und Hans Zender. Zu den Geehrten gehören ferner die Dirigenten Frieder Bernius, Marcus Creed, Eric Ericson und Helmuth Rilling, der französische Organist Daniel Roth, Kammersänger Peter Schreier, der Musikwissenschaftler, Dirigent und Komponist Clytus Gottwald und der Thomanerchor Leipzig. In diesem Jahr wird der Preis zum 17. Mal verliehen.

Younghi Pagh-Paans Bekenntnis zu ihrem Herkunftsland Korea und ihr musikalisches Konzept, Elemente traditioneller koreanischer Musik mit den Techniken ‘westlicher’ neuer Musik zu verbinden, spiegeln sich in ihren künstlerischen Produktionen wider, in denen etwas Individuelles, Besonderes, Einmaliges hervorsticht. Bewusst vereint sie in ihrem Schaffen Gegensätze, um die Welt perspektivisch zu erfassen: « In der Tiefe oder Dunkelheit ist nicht nur Schrecken und Tod, sondern auch Rettung und Licht. Das ist Glauben. Deshalb will ich das Licht suchen, in der Musik und im Leben.“

Younghi Pagh-Paan wurde 1945 in Cheogju (Südkorea) geboren. Bereits als Kind lernte sie sowohl westliche als auch traditionelle koreanische Musik kennen, die ihren frühen musikalischen Horizont prägte. Jahre später kamen ihr diese Erfahrungen wieder ins Bewusstsein, als sie die politischen Unruhen von 1968 als Musikstudentin an der Universität in Seoul miterlebte. Von da an war ihr klar, dass fortschrittliches Komponieren in Korea nicht bedeuten konnte, westliche Vorbilder zu imitieren, sondern dass eine neue koreanische Musik an die eigenen kulturellen Traditionen anknüpfen musste. Durch ein Stipendium des DAAD kam sie 1974 nach Deutschland, um ihre Studien bei Professor Klaus Huber an der Musikhochschule in Freiburg fortzusetzen. Im Anschluss war sie Stipendiatin der Heinrich-Strobel-Stiftung des Südwestrundfunks und 1985 Stipendiatin der Kunststiftung Baden-Württemberg. Mit ihrem Orchesterstück ‘Sori’ verschaffte sich Younghi Pagh-Paan 1980 bei den Donaueschinger Musiktagen breite öffentliche Anerkennung. Nach Gastprofessuren an den Musikhochschulen Graz und Karlsruhe wurde Younghi Pagh-Paan 1994 zur Professorin für Komposition an die Hochschule für Künste Bremen berufen. Dort gründete sie das ‘Atelier Neue Musik’, das sie bis 2011 leitete.

 

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