Tondokumente des russischen Dirigenten Yevgeny Mravisnky werden von Sammlern und Kennern geschätzt, auch wenn die Aufnahmequalität sogar in restaurierten Fassungen deutlich unter dem Niveau liegt, das man heute von historischen Aufnahmen gewohnt ist. Eine akzeptable Qualität aus den oft minderwertigen Bändern zu erhalten, ist gewiss nicht leicht und manchmal unmöglich. Trotzdem soll man sich diese Box auf keinen Fall entgehen lassen, auch wenn die drei letzten Tchaikovsky-Symphonien identisch mit den Veröffentlichungen bei Deutsche Grammophon sind und einige Einspielungen mittlerweile auch bei Melodiya wieder verfügbar sind.
Die Tchaikovsky-Symphonien sind in dramatischen und packenden Einspielungen zu hören, und Mravinsky zeigt, dass es auch ohne Kitsch und süßliche Romantik geht.
Atemberaubend sind auch die Auseinandersetzungen mit Mozart (1961, Live, Symphonie Nr. 39) und Haydn (1952, Symphonie Nr. 101), die durch ihre akzentreiche und klar akzentuierte Interpretation in vielen Momenten bereits auf die historische Aufführungspraxis hinweisen. Auch Einspielungen der Klavierkonzerte Nr. 2 von Brahms (1951) und Nr. 1 von Tchaikovsky (1959) sind in dieser Box enthalten. Interessante Interpretationsaspekte liefert auch Mravinskys nuancierte Wiedergabe von Debussys ‘La Mer’ (1962, live), und von ‘Les Nocturnes’ (1960, live) sowie von Ravels ‘Pavane’ und dem ‘Boléro’ (1960, live).
Absolut phänomenal sind die Einspielungen der Symphonien von Dmitri Shostakovich, der hier mit den Symphonien Nr. 6 (1946) und Nr. 12 (1961, Live) vertreten ist. Die Zwölfte wurde nur 10 Tage nach ihrer offiziellen Uraufführung durch dieselben Interpreten im Konzert mitgeschnitten. Interessant ist auch festzustellen, dass das Orchester in den Live-Mitschnitten und auch in verschieden Studio-Produktionen nicht immer sattelfest ist, und das trotz der Arbeit des Präzisionsfanatikers Mravinsky.