Zwei Kompositionen, die aus dramatischen Lebenserfahrungen heraus entstanden sind: Dmitri Shostakovich schreibt sein 8. Streichquartett im Angesicht der Ruinen Dresdens nach den schweren Bombenangriffen. ‘Der Tod und das Mädchen’ entsteht nach schwerer Krankheit, als Franz Schubert dem Tod so gerade noch von der Schippe gesprungen ist. Das ‘Aris Quartett’ hat also nicht nur ein kohärentes Programm zusammengestellt, es interpretiert die Musik ebenso kohärent und konsequent.
Bei dieser Aufnahme ist man von der ersten Note an voll mit dabei. Die vier Musiker spielen derart intensiv und zupackend, dass man gar nicht mehr aufhören kann, zuzuhören und – vor allem – mitzufühlen.
Diese Musik ist pure Emotion, und die beginnt mit dem schleierhaften, düsteren Einstieg in das Shostakovich-Quartett. Es ist ein Beginn, der ohne Vorwarnung in Wut, in Revolte, in Aufgewühltheit umschlägt. Das ‘Aris Quartett’ baut ein emotionales Hochspannungsfeld auf, das nie auch nur den Hauch von Energie verliert. Es ist eine musikalische Grenzerfahrung, der Spiegel jener Erfahrung, die Shostakovich in Dresden gemacht haben muss.
Die gleiche Intensität, in den Klangfarben etwas abgemildert, findet sich auch im Schubertschen Quartett. Gerade in Schuberts Kammermusik liegen Glück und Unglück, Freude und Trauer sehr nahe beieinander. Hinter jedem Lachen steckt immer eine Träne. Diesen unscheinbaren Übergang meistert das ‘Aris Quartett’ perfekt, z. B. im Andante, wo sich in den melancholischen Grundton immer wieder freudige Momente einschleichen.
Eine derart große Bandbreite an Emotionen ist nur mit einer sehr hohen Spielkultur möglich, über die das ‘Aris Quartett’ sonder Zweifel verfügt.
Highly emotional and technically flawless performances. Of a totally coherent program.
Eine weitere Pizzicato-Rezension gibt es hier.