Mauricio Sotelo: Streichquartette Nr.1-4; Quatuor Diotima (Yun-Peng Zhao, Constance Ronzatti, Violine, Franck Chevalier, Viola, Pierre Morlet, Cello); 1 CD Naive V 7361; Aufnahme 01.2020, Veröffentlichung 04.2021 (60'31) – Rezension von Uwe Krusch
Das vornehmlich auf neue Musik ausgerichtete Quatuor Diotima will 2021 allein vier Alben vorlegen, die sich jeweils der Musik eines zeitgenössischen Komponisten widmen. Hier halten wir einen Teil, nämlich vier Quartette von Mauricio Sotelo in den Händen. Diese von der Melange aus klassischen Quartettvorbildern und der Musik des Flamenco erwachsenden Werke zeigen eine eigene Sprache, die gerade in dem zuerst erklingenden dritten Quartett deutlich wird, denn der Rhythmus der buleria, eines feierlichen Lied-Tanzes, prägt es. Zugleich ist dieses Werk aber auch dasjenige, das mit seinen an Melodien angelehnten Bögen den Charakter der vom Klatschen der Hände geprägten buleria mit wenig perkussivem Wesen verändert. Dass auch andere Aspekte bei den Kompositionen einfließen, wird am jüngsten Werk deutlich, das mit dem Titel Quasals vB-131 nicht nur auf das Casals-Quartett anspielt, sondern auch auf das Quartett op. 131 von Beethoven, auf Quasare, also kosmische Erscheinungen, und Giordano Bruno, Philosoph und Dichter, der die Unendlichkeit des Universums vertrat.
Das Quatuor Diotima zeigt sich dieser Musiksprache nicht nur gewachsen, sondern findet einen überzeugenden und die Aufmerksamkeit fördernden Zugang, der in unmittelbar ansprechende Interpretationen mündet. Ihm gelingt es, die Musik mit natürlichem Ausdruck zu gestalten, so dass gar nicht erst der Eindruck entsteht, dass die Kompositionen verkopft oder übermäßig elaboriert wären. Technisch stellen diese anspruchsvollen, aber nicht überkandidelten Werke für das Quartett keine Hürden dar, so dass sie sich auf die Interpretation ausrichten können und die Musik aufleben kann.
Auf diese Weise wird die Gegenwart klanglich lebendig und die Erwartung auf die weiteren Veröffentlichungen steigt.
The Quatuor Diotima, which is primarily focused on new music, plans to release four albums in 2021 alone, each dedicated to the music of a contemporary composer. Here we have one part, namely four quartets by Mauricio Sotelo. These works, which grow out of the melange of classical quartet models and the music of flamenco, display a language of their own, which is particularly evident in the third quartet, which is heard first, for the rhythm of the buleria, a solemn song-dance, characterizes it. At the same time, however, this work is also the one that, with its melodies, changes the character of the buleria, characterized by the clapping of hands with little percussive essence. The fact that other aspects also enter into the compositions becomes clear in the most recent work, which, with the title Quasals vB-131, alludes not only to the Cuarteto Casals, but also to op. 131 by Beethoven, to quasars, i.e. cosmic phenomena, and Giordano Bruno, philosopher and poet, who explored the infinity of the universe.
The Quatuor Diotima not only shows itself to be equal to this musical language, but also finds a convincing and attention-grabbing approach that results in immediately appealing interpretations. They succeed in shaping the music with natural expression, so that the impression does not even arise that the compositions are cerebral. Technically, these demanding but not extravagant works present no hurdles for the quartet, allowing them to focus on the interpretation and allowing the music to come to life.
In this way, the Quartet raises our expectations for the further releases increases.