Nach ihrer Beethoven-Gesamteinspielung, die mit Lob überhäuft wurde, gehen die vier Cremoneser ihren Weg durch die Wiener Klassik und damit ihre bevorzugte Spielwiese weiter. Dafür haben sie gleich zwei herausragende Werke von Schubert ausgewählt und für das Quintett den Cellisten Eckart Runge, früher im Artemis Quartett, hinzugezogen.
Die Erwartungen sind also hochgesteckt, um nicht zu sagen, sehr hoch, wenn man diese Doppelbox zur Hand nimmt. Leider kann das Hörergebnis dann nicht die schönsten Hoffnungen erfüllen. Woran liegt das? Für das Quartett und auch Eckart Runge sind natürlich die spieltechnischen Anforderungen keine. Das bedeutet, von dieser Seite sind auch keine Einschränkungen zu vermelden.
Aber die Interpretationen müssen dann doch zumindest überraschen. Der Kopfsatz vom d-Moll- Quartett lässt zunächst positiv aufhorchen, da das bedeutungsschwere Eingangsmotiv sehr zurückhaltend und entspannt genommen wird und sich auf den Satz überträgt. Das mag man anders erwarten, aber es gibt einen neuen Hörwinkel frei, der funktioniert. Der Satz hat mir gefallen. Und auch das Quartett insgesamt ist hörbar, aber löst auch keine Begeisterung aus.
Aber die meisten werden zunächst die erste CD der Packung, also das Quintett einlegen. Und das hat es in sich. Wenn man nicht wüsste, dass die Aufnahme sich in der Wiener Klassik bewegt, könnte man mitunter den Eindruck gewinnen, hier wurden erste Schritte in der zweiten Wiener Klassik unternommen, so modern und dissonant klingt dieser ‘Schu-Berg’. Nun mag der Leser sagen, Schubert ist nicht gleich Biedermeier. Aber so modern höre ich ihn auch nicht. Mir erscheinen diese Deutungen zu sehr mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen, zu wenig entrückt oder zumindest verzückt zu sein, um meine Begeisterung zu wecken.