Nach ihrer Weltreise mit den Beethoven-Quartetten und deren Audioaufzeichnung legt das Quatuor Ébène nun die zweite Gesamtaufnahme vor. Diese entstand als Videoeinspielung ‘zuhause’, womit die Philharmonie in Paris gemeint ist. Im vierten Quartal 2020 wurden die sechs Programme, teils mit und teils ohne Publikum, eingespielt.
Das Ensemble sitzt dabei auf großer Bühne und so hat die Kamera das Geschehen von allen Seiten, mal in der Totale, mal im Portrait und auch Bewegungen im Detail, ob von vorne oder von hinten, eingefangen. Ob die immer mal eingeblendeten Szenen des Nachstimmens für eine Aufnahme notwendig sind, mag man sich schon fragen. Als Einleitung werden zu jeder DVD die Mitglieder des Quartetts jeweils im Bild vorgestellt, wobei dazu ein Abschnitt aus einem der Quartette erklingt.
Aus jedem Ton und jeder Geste wird die große Vertrautheit mit den Werken ebenso deutlich wie anhaltende Intensität der Beziehung zu diesen Stücken. Damit gelingt ihnen die Balance zwischen Erfahrung und Entdeckungsfreude so abzuwägen, dass die Erfahrung befreit, ohne deswegen nachlassende Spannung nach sich zu ziehen. Dass dabei alles aus einem Guss kommt und einer interpretatorischen Linie folgt, ist wohl kaum überraschend. Und weiter zeigen sie, dass die Tempi bei Beethoven oft fordernd sind, aber eben auch nicht ausgereizt oder gar überzogen werden müssen, um mit überzeugenden Interpretationen zu glänzen.
Im Zusammenspiel zeigen die vier eine stupende Ausgeglichenheit und ein gegenseitiges Aufeinandereingehen, wie es im vernünftigen Gespräch sein sollte. Keiner wird benachteiligt oder bevorzugt. Jeder kann seine Rolle selbstbewusst ausspielen, ist aber zugleich einfühlsam genug, sich nicht vorzudrängen. So zeigt dieser Zyklus, der zwar nicht im Wohnzimmer, aber zu Hause entstanden ist, angeregte Ausgeglichenheit, und Musizierlust.
After their world tour with the Beethoven Quartets and their audio recording, Quatuor Ébène now presents the second complete recording. This was made as a video recording ‘at home’, by which is meant the Philharmonie in Paris. The six programs were recorded in the fourth quarter of 2020, partly with and partly without an audience.
The ensemble sits on a large stage and so the camera captured the action from all sides, sometimes in long shot, sometimes in portrait and also movements in detail, whether from the front or from behind. Whether the scenes of the retuning, which are faded in every now and then, are necessary, one might wonder. As an introduction to each DVD, the members of the quartet are each introduced in the picture, accompanied by a passage from one of the quartets.
From every sound and gesture, the great familiarity with the works becomes as clear as the lasting intensity of the relationship with these pieces. In this way, they succeed in balancing experience and the joy of discovery in such a way that the experience is liberating, without therefore leading to a diminishing tension. It is hardly surprising that everything comes from a single mould and follows an interpretative line. And further they show that the tempi in Beethoven are often demanding, but do not have to be exhausted or even overdone in order to shine with convincing interpretations.
In their interplay, the four show a stupendous balance and a mutual attention to each other, as it should be in reasonable conversation. No one is disadvantaged or favored. Each can play his role confidently, but at the same time is sensitive enough not to push himself forward. Thus this cycle, which was not created in the living room, but at home, shows animated balance, and musicality.