Die Musik von Johann Sebastian Bach hat Rachel Podger in ihrer gesamten Karriere begleitet. So hat sie oft Cellisten betreut, die auch die Suiten für Cello gespielt haben. Daraus hat sich ihr Wunsch entwickelt, diese Suiten auf der Geige zu spielen. Deshalb hat sie eine neue Version geschaffen, die alle Suiten gleich anpasst bis auf die sechste, die wegen der abweichenden Vorgaben für ein fünfsaitiges Cello auch einer besonderen Adaption bedurfte.
Nunmehr legt sie ihre Sicht dieser ursprünglich für das Cello geschriebenen Werke vor. Da auch Bach selber und andere Komponisten der Barockzeit ihre Werke immer auch nach den Umständen änderten oder auch nur die Instrumentation anpassten, sollte man dieses Vorgehen nicht grundsätzlich in Zweifel ziehen.
Fraglich ist aber, ob die Umsetzung in klingende Töne geglückt ist. Da wird man dieser auf Scheiben erklingenden Botschaft Licht und Schatten attestieren dürfen. Das hängt sicherlich davon ab, wie man die Musik von Bach sieht. Es gibt das berühmte Bonmot, dass Bach eigentlich Strom heißen müsste, wegen seiner Größe. Für mich kann man das auch in dem Sinne auf die Musik anwenden, dass sie immer einen fließenden und fortschreitenden Charakter haben sollte, der Freude und Bewegung versprüht. Zumal es sich hier um Tanzsätze handelt. Zwar kann man einwerfen, dass die Tänze in der Barockzeit allein durch die Bekleidung eher gemessenen Zeitmaßes waren. Aber trotzdem sollten die Bewegungen fortlaufend sein.
Das gelingt Podger hier nicht ohne Einschränkungen. Der Fluss oder Elan scheint bei ihr mitunter abhanden zu kommen, so dass die Musik verharrt oder gar stoppt. Und in den schnellen Sätzen tritt manchmal an Stelle impulsreicher, dynamischer Lebendigkeit stürzende Hurtigkeit, die die Ausgeglichenheit und Ruhe, die auch in schnellen Sätzen nicht fehlen darf, konterkariert.
So bleibt das Ansinnen der Übertragung zu loben und die gelungenen Passagen zu genießen.