Sergei Rachmaninov: Symphonie Nr. 1 op. 13 + Symphonische Tänze op. 45; The Philadelphia Orchestra, Yannick Nézet-Séguin; 1 CD Deutsche Grammophon 4839839; Aufnahmen 09/2018 & 06/2019, Veröffentlichung 29/01/2021 (81') – Rezension von Remy Franck
In der Zeit, als ich noch Konzerte veranstaltete, stand ich mit einem Dirigenten und einem Solisten am Bühneneigang, und der Dirigent sagte: « Machen wir heute die wilde oder die brave Fassung? » Der Solist hatte Lust auf die wilde und es wurde dann auch heftig.
Heftig ist auch die Einspielung von Rachmaninovs Erster Symphonie mit dem Philadelphia Orchestra unter seinem Chefdirigenten Yannick Nézet-Séguin. Der kanadische Dirigent schließt die Partitur ans Starkstrom-Netz an, und das ergibt kontinuierlich viel Spannung, mit brillantem Klang, rhetorisch-zupackenden Streichern, lautem Blech, explosiven Ausbrüchen und scharfer Rhythmik. Das ist alles sehr auf Klangwirkung, um nicht zu sagen Klangshow angelegt, und die Erste Rachmaninov wird ohne jegliche Tiefe und ohne russische Farben zum hochgezüchteten und auf maximale Brillanz polierten orchestralen Glanzstück.
Sehr plakativ ist auch die Interpretation der Symphonischen Tänze, mit viel Oberflächenglanz, aber wenig überzeugender Phrasierungs- und Akzentuierungskunst, ohne wirkliches Feingefühl und letztlich ohne echtes musikalisches Leben, aber umso mehr Leerlauf! Nur wer sich an glanzvoll-prächtigem Orchesterklang allein erfreuen kann, wird etwas von dieser Aufnahme haben.
In the days when I was still a concert promoter, I was standing at the stage door with a conductor and a soloist, and the conductor said, « Are we going to do the wild version today or the nice one? » The soloist felt like doing the wild one, and then it got violent.
Fierce is also the recording of Rachmaninov’s First Symphony with the Philadelphia Orchestra under its Music Director Yannick Nézet-Séguin. The Canadian conductor hooks the score up to the high-voltage grid, and that results in plenty of tension, with brilliant sound, rhetoric strings, loud brass, explosive outbursts and sharp rhythms. It’s all very much designed for sound effect, not to say sound show, and the First Rachmaninov becomes a high-brow orchestral showpiece polished to maximum brilliance without any depth or Russian color.
The interpretation of the Symphonic Dances is showy and glossy, without real subtlety and ultimately without real musical life, but a lot of idling! Only those who can enjoy glamorously splendid orchestral sound alone will enjoy this recording.