Georg Friedrich Händel: Messiah; Dorothee Mields (Sopran), Benno Schachtner (Alt), Benedikt Kristjansson (Tenor), Tobias Berndt (Bass), Gächinger Cantorey, Hans-Christoph Rademann Accentus Music ACC30499; Aufnahme 09/2019, Veröffentlichung 04/2020 (136') - Rezension von Remy Franck
Hans-Christoph Rademann, seit 2013 an der Spitze der Gächinger Cantorey, hat Georg Friedrich Händel’s Messiah in der Dubliner Fassung von 1742 aufgenommen.
Ein Hauptmerkmal der Rademann-Interpretation sind wohl die manchmal eher langsamen Tempi, die aber den Kontrast zu den schnellen Teilen erhöhen. Glücklicherweise sind solche Tempi kein Hindernis für ein leichtes und schwungvoll-federndes Musizieren, das auch mit einem großen Reichtum an liebevoll herausgearbeiteten Details aufwartet. Es gibt Chorsätze, die geradezu anmutig dahinfliegen. Das wirklich Wichtige ist aber, dass Rademann den Messiah aus England auf den Kontinent holt. Seine Aufnahme ist grundverschieden von denen, die man aus Großbritannien kennt. Sie ist ein perfektes Beispiel für musikalischen Brexit.
Rademanns Messiah ist insgesamt viel leichter, heller, frischer, aber auch kontemplativer, intimistischer und weniger chor-brillant als man das von britischen Chören kennt.
Dazu passen auch die Solostimmen. Mit ihrer leichten und klaren Sopranstimme geht Dorothee Mields sehr gut auf den Text ein und überzeugt mit schönem, warmem Gesang.Der Altus Benno Schachtinger hat eine klar fokussierte, etwas enge Stimme, von der man sich mehr Farben gewünscht hätte. Aber er singt ausdrucksvoll.
Der Tenor Benedikt Kristjansson beeindruckt mit einer schönen, lyrischen und darstellerisch prägnanten Stimme, die keinerlei Wünsche offen lässt. Mit seiner schlanken Stimme ist der Bassbariton Tobias Berndt ein weiteres, sehr jugendlich und frisch klingendes Element in dieser ganz besonderen Interpretation, die mit leichten und geschmeidigen Texturen neue Akzente setzt. Den Messiah so neu zu entdecken ist bereichernd.
Hans-Christoph Rademann has recorded Handel’s Messiah in the Dublin version of 1742. One of the main features of his interpretation are probably the sometimes rather slow tempos, which however increase the contrast to the fast parts. Fortunately, such tempos are no obstacle to a light, supple music-making, which also shows a great wealth of details. There are choral movements that just fly by. But the really important thing is that Rademann brings the Messiah back from England to the continent. His recording is fundamentally different from those known from Great Britain. It is a perfect example of musical Brexit.
Rademann’s Messiah is all in all much lighter, brighter, fresher, but also more contemplative, intimate and less brilliant than performances from British choirs.
The solo voices also match this concept. With her light and clear soprano voice Dorothee Mields responds very well to the text and convinces with beautiful, warm singing.
The alto Benno Schachtinger has a clearly focused, somewhat tight voice, of which one would have wished for more colours. But his singing is expressive.
The tenor Benedikt Kristjansson impresses with a beautiful, lyrical and dramatic voice, which leaves nothing to be desired. With his slender voice the bass baritone Tobias Berndt is another youthful and fresh element in this very special interpretation, with its light and smooth textures. To discover the Messiah in such a new way is truly enriching.