Wenn das nicht eine höchst originelle Veröffentlichung ist! Ragna Schirmer spielt mit Kollegen zum 200. Geburtstag von Clara Schumann zwei Programme, wie sie, das eine 1847 im Berliner Salon von Fanny Hensel, das andere im Februar 1872 im englischen Seebad St. Leonards-on-Sea erklangen.
Gleich die Aufführung des Schumann-Quartetts begeistert. Ragna Schirmer, Iason Keramidis, Julien Heichelbech und Benedict Klöckner spielen mit einer erfreulichen Natürlichkeit, gleichzeitig aber auch mit viel Spielfreude und Dialogbereitschaft sowie einem ausgeprägten Sinn für ein ausgewogenes Ensemblespiel. Dieselben Qualitäten finden sich im Klaviertrio op. 17 von Clara Schumann. Die dazwischen erklingenden Lieder von Fanny Hensel und Robert Schumann leiden etwas unter dem wenig einfühlsamen, leicht säuerlichen Gesang von Nora Friedrichs.
Mit einem alert gespielten Allegro von brio eröffnet Ragna Schirmer Beethovens Waldstein-Sonate, um diesem Satz ein bedeutungsvolles, tief ausgelotetes Adagio folgen zu lassen. Das Rondo erklingt flüssig und bringt das Rustikale dieses Satzes eigentlich gut zur Geltung, ohne aber nur im Entferntesten auch nur in den Schatten der Referenzaufnahme von Michael Korstick (Oehms Classics) zu kommen. Die restlichen Werke dieses reinen Klavierprogramms lassen sich angenehm hören, verzeichnen aber mit der Wiedergabe der Kinderszenen eindeutig einen Höhepunkt. In diesem Werk von Robert Schumann ist Ragna Schirmer hundertprozentig auf ihrem Terrain. Der einfache, aber ausdrucksstarke Ansatz der Pianistin zeigt eine große Liebe zum Detail. Eine reiche Palette von Nuancen und Klangfarben, gepaart mit einem guten rhythmischen Gespür ermöglicht eine spannende Interpretation.