Simon Rattles erstes und sein letztes Konzert mit den Berliner Philharmonikern: am Anfang und am Ende stand Mahlers Sechste Symphonie. Der Vergleich ist interessant.
Die Aufnahmetechnik von 2018 ist besser als die von 1987. Rattle ebenfalls. Wie das Klangbild ist auch die Interpretation reicher, fülliger. Die Tempi sind langsamer geworden, im Ganzen aber nicht einmal 3 Minuten. Vor allem aber ist Rattle gefühlvoller geworden. Und er kontrolliert sein Orchester besser. Und dieses reagiert auf sein Dirigieren, auf sein Klangformen mit seismographischer Genauigkeit. So wirkt der flexible Atem hier packender als im Mitschnitt von 1987, genau wie die optimale Balance zwischen Kraft und Zartheit, zwischen Klarheit und Wärme. Die Kontraste kommen so besser zur Wirkung, die Farben werden besser differenziert. Dabei ist die Interpretation von 1987 durchaus nicht schlecht, aber sie ist eben nicht so ausgereift, nicht so überlegen rhetorisch. Auf der anderen Seite ist die Sechste von 1987 spannungsvoller. Unerbittlicher vor allem im Finalsatz.
Mit der Videoaufnahme des Abschiedskonzerts, einer ‘Pure Audio’-Fassung des Konzerts von 2018 (Blu-ray), einer Video-Dokumentation und einer Einführung in die Symphonie ist diese Edition schon etwas sehr Wertvolles, neben den beiden Bach-Passionen und den Sibelius-Symphonien sicherlich das Beste, was Rattle auf dem hauseigenen Label der Berliner Philharmoniker hinterlassen hat.