Der 1885 in Warschau geborene Pianist und Komponist Raul Koczalski bereiste als Wunderkind Europa und wurde vom spanischen König, dem türkischen Sultan und dem persischen Schah zum Hofpianisten ernannt. Schon mit 12 Jahren soll er über 1000 Konzerte gespielt haben. Er führte dann ein unstetes Leben mit Höhen und Tiefen. 1934 ließ er sich in Berlin nieder und konnte dort unter dem Schutz von Goebels, der ihn sehr schätzte, überleben. Nach dem Krieg wurde Koczalski in Polen der Kollaboration mit dem Naziregime verdächtigt, doch erwiesen sich die Beschuldigungen als unbegründet. Er kehrte 1946 nach Polen zurück, wo er 1948 verstarb.
Koczalski komponierte zahlreiche Werke für Klavier solo, Instrumentalkonzerte, Werke für Orchester, musikdramatische Werke für die Bühne, Kammermusik, sowie viele Lieder, ein Schaffen, das man, grob gesehen, als spätromantisch bezeichnen kann.
Koczalski komponierte seine sieben nach der Klavierfassung orchestrierten Lieder op. 99 auf ausgewählte Liebesgedichte von Rainer Maria Rilke. Der Komponist hat den Text musikalisch gut illustriert, gibt aber die Stimmungen der Gedichte wegen eines üppigen Orchesterklangs nicht besonders gut wieder, weil die Stimme permanent in diesem reichen Orchester ‘überleben’ muss. Das gelingt der Sopranistin Katarzyna Dondalska zwar, aber ihrem auch unter viel Vibrato leidenden Gesang fehlt es an dynamischen wie farblichen Nuancen.
Koczalskis Jugendwerk Symphonische Legende thematisiert mit einer sehr klangmalerischen Programmmusik ausgewählte Ereignisse aus dem Leben des polnischen Königs Boleslaus. Ein ganzer Satz der Komposition ist der ‘Szene in der Kirche’ vorbehalten. Boleslaus war wegen Grausamkeiten und ehelicher Untreue vom Krakauer Bischof Stanislaus exkommuniziert worden, was den König dazu brachte, den Bischof in der Kirche zu erschlagen, der später als Märtyrer heiliggesprochen wurde.
Die Évocation-Symphonie fantastique op. 73 sollte man nicht mit Berlioz vergleichen, denn obwohl einige schöne Themen rhetorisch verbunden werden und hin und wieder ein fantastischer Effekt vorkommt, bleibt die Symphonie insgesamt recht blass, obwohl sie vom Lubliner Philharmonischen Orchester ausdrucksvoll gespielt wird. Die vom Komponisten gerne benutzte Anweisung Moderato färbt auf die ganze CD ab, die ich bloß für moderat interessant halte.
Born in Warsaw in 1885, pianist and composer Raul Koczalski toured Europe as a child prodigy and was appointed court pianist by the Spanish king, the Turkish sultan and the Persian shah. At the age of 12, he is said to have played over 1000 concerts. He then led an unsteady life with ups and downs. In 1934 he settled in Berlin and managed to survive there under the protection of Goebels, who held him in high esteem. After the war, Koczalski was suspected in Poland of collaboration with the Nazi regime, but the accusations proved unfounded. He returned to Poland in 1946, where he died in 1948.
Koczalski composed numerous works for solo piano, instrumental concertos, works for orchestra, music-dramatic works for the stage, chamber music, as well as many songs, a body of work, which can be roughly described as late romantic.
Koczalski composed his Seven songs op. 99, orchestrated after the piano version, on selected love poems by Rainer Maria Rilke. The composer illustrated the text musically well, but fails to render the moods of the poems because of a lush orchestral sound, since the voice must permanently ‘survive’ in this rich orchestra. Soprano Katarzyna Dondalska succeeds, but her singing, which also suffers from a lot of vibrato, lacks dynamic as well as color nuances.
Koczalski’s youthful work Symphonic Legend thematizes selected events from the life of the Polish king Boleslaus with a very sound-painting program music. An entire movement of the composition is reserved for the ‘Scene in the Church’. Boleslaus had been excommunicated by Kraków’s Bishop Stanislaus for cruelty and marital infidelity, which led the king to slay the bishop in church, who was later canonized as a martyr.
The Évocation-Symphonie fantastique op. 73 should not be compared with Berlioz, for although some fine themes are linked rhetorically and a fantastic effect occurs now and then, the symphony remains rather pale, although it is played expressively by the Lublin Philharmonic Orchestra. The composer’s fond use of the Moderato instruction rubs off on the whole CD, which I find merely moderately interesting.