Um Franz Liszts Etudes d’exécution transcendante überzeugende spielen zu können, muss man das Klavier als Orchester benutzen können. Alles Klischees, die Liszt anhängen, werden nämlich hier bedient und trotzdem sind die Etudes in ihrer Gesamtheit ein Werk, die den Hörer in einen wahren Rausch versetzen können. Allerdings kann sich der Interpret auch schnell in der teuflisch-sinnlichen Virtuosität der Lisztschen Welt verlieren und dabei die Genialität der Musik verpassen.
Gabriel Stern erweist sich als ein idealer Interpret für diese 12 fantastischen Stücke, immer behält er die Kontrolle über das Werk und lässt die Virtuosität nur dort vom Zügel, wo es der Musik wirklich guttut. Dank einer hervorragenden Aufnahmetechnik erlebt der Hörer eine klangprächtige Interpretation, die auch immer wieder zu stillen und schönen Momenten fähig ist, ihre Kraft aber vor allem durch das exzellent ausgearbeitete Interpretationskonzept von Gabriel Stern schöpft. Und die ist dann auch so aufgeteilt, dass dieses monumentale Werk zu jedem Moment die ideale innere Balance behält. Rausch, Struktur und Poesie finden hier zu einem überwältigenden Klangkosmos und einer ausgeglichenen inneren Dramatik zusammen.
To play Franz Liszt’s Etudes d’exécution transcendante convincingly, one must be able to use the piano as an orchestra. Indeed, all the clichés attached to Liszt are served here, and yet the Etudes in their entirety are a work that can send the listener into a veritable frenzy. However, the performer can also quickly get lost in the devilishly sensual virtuosity of Liszt’s world and miss the genius of the music.
Gabriel Stern proves to be an ideal interpreter for these 12 fantastic pieces, always maintaining control of the work and letting the virtuosity off the reins only where it really benefits the music. Thanks to an excellent recording technique, the listener experiences a sonorous interpretation, which is also capable of quiet and beautiful moments again and again, but draws its power mainly from Gabriel Stern’s excellently worked out interpretation concept. And this is then also divided in such a way that this monumental work retains the ideal inner balance at every moment. Intoxication, structure and poetry come together here to form an overwhelming sound cosmos and a balanced inner drama.