Das ist doch eine aparte Brahms-Produktion! Ein Brahms aus der russischen Schule: ein fetter Klavierklang, eine breite Farbpalette und unglaublich viel originelle Gestaltungsfantasie.
Dennis Kozhukhin, darin an Nicolas Angelich erinnernd, geht die Brahms-Balladen nicht mit erzählender Dramatik an, sondern eher zurückhaltend und reflektiv. Die Atmosphäre ist zwar düster und spannungsgeladen, aber das Mysterium der Balladen, das Unausgesprochene, bleibt erhalten. Wir sind weit entfernt vom Raffinement eines Benedetti-Michelangeli oder von der Dramatik eines Stephen Hough, aber der runde, volle und fein ausgehorchte, schwebend-lyrische Klavierklang gibt den wortkargen Balladen des jungen Brahms eine tief romantische Atmosphäre.
Auch die Fantasien des 59-jährigen Brahms spielt Khozukhin nicht aufrauschend, sondern gibt ihnen den intimen Charakter
kleiner Gedichte, die eben viel Ruhe brauchen, die Intermezzi gewiss mehr als die Capriccios. Kozhukhin realisiert sehr gut, was Clara Schumann zu diesen Stücken sagte: « Eine wahre Quelle von Genuss; Poesie, Leidenschaft, Innigkeit, voll der wunderbarsten Klangeffekte. Die Stücke sind, was Fingerfertigkeit betrifft, bis auf wenige Stellen nicht schwer. Aber die geistige Technik darin verlangt ein feines Verständnis … »