In seiner Choralkantate ‘O Haupt voll Blut und Wunden’ nimmt Max Reger direkt Bezug auf sein großes Leitbild: J.S. Bach. Der Thomaskantor war Regers Fixstern, dem er in seinen Leipziger Jahren auch rein geographisch sehr nah war. Und genau wie Bachs Musik eine hohe Hürde für Chorsänger ist, so hat Max Reger mit seinen Motetten op. 110 echt schwere Brocken komponiert. Natürlich kann man von einem Ensemble wie jenem des SWR erwarten, dass es die schwierigen Vokalklippen umschifft. Abgesehen von dieser rein handwerklichen Arbeit, beeindruckt der Chor durch die packende Interpretation und den ausgewogenen Chorklang. Die Sänger und Sängerinnen sind mühelos in der Lage, Regers oft mystischen, geheimnisvollen Klangfarben den passenden Anstrich zu verleihen. Ebenso können sie stark emotional werden, frohgemute Zuversicht ausdrücken (…Gott, meine Gerechtigkeit) oder leise Trost spenden (O Tod, wie bitter bist du).
Max Reger: Drei Motetten op. 110, Kantate 'O Haupt voll Blut und Wunden'; SWR Vokalensemble, Frieder Bernius; 1 CD Carus, 83.288; Aufnahme 01/2016, Veröffentlichung 04/2016 (59’23) - Rezension von Guy Engels