Der englische Komponist und Pianist York Bowen (1884-1961) war zu Lebzeiten anerkannt, und Camille Saint-Saëns erklärte ihn zum besten jungen Komponisten Großbritanniens. Seine Musik war dem Avantgarde-Virus ausgesetzt, und sein romantischer Stil wurde schnell als altmodisch und anachronistisch angesehen. Deshalb geriet er – wie viele andere – in Vergessenheit, und sein Ruf hat sich bis heute nicht wirklich erholt.
Unter Stephen Houghs Präsidentschaft wurde Anfang des XXI. Jahrhunderts eine York Bowen Society gegründet, die aber ebenfalls entschlafen zu sein scheint. Die letzte Aktualisierung geht auf 2011 zurück… Bowens Musik wird weiterhin weitgehend ignoriert und sogar als minderwertig bezeichnet.
Bowen begann im Jahr 1938, wie andere große Komponisten vor oder nach ihm, 24 Präludien in allen Dur- und Moll-Tonarten zu komponieren. Im Textheft wird unterstrichen, dass bei Bowen jedes Prélude seine eigene Stilistik hat, « so als ob sie je von einem anderen Komponisten der spätromantischen Periode geschrieben worden wären. »
Der junge deutsch-usbekische Pianist Nuron Mukumi macht sich auf diesem Album zum vollauf überzeugenden Anwalt dieser Musik und zeigt, das viel mehr in ihr steckt als die Nettigkeit, von der schon mal im Zusammenhang mit diesen Préludes die Rede war.
Mukumi spielt sehr kommunikativ, sehr suggestiv, in einer an dynamischen Veränderungen und einer sublimen Verfeinerung der Klangfarben reichen Interpretation.
Er erkundet Bowens Klangwelt mit einem steten Blick für Farben und reiche Harmonien. Dabei schafft er permanent eine packende Atmosphäre und nutzt die wechselnde Stilistik um Eindrücke, Bilder und Stimmungen zu vermitteln. Und bei derart hervorragenden Interpretationen stellt sich die Frage der Qualität der Musik Bowens gar nicht mehr. Seine Préludes werden hier definitiv als meisterhaft konzipierter und komponierter Zyklus auf die hohe Ebene gehoben.
English composer and pianist York Bowen (1884-1961) was acclaimed during his lifetime, and Camille Saint-Saëns declared him Britain’s best young composer. His music was exposed to the avant-garde virus, and his romantic style was quickly considered old-fashioned and anachronistic. As a result, he, like many others, was forgotten and his reputation has never really recovered.
Under the presidency of Stephen Hough, a York Bowen Society was founded at the beginning of the XXI century, but it too seems to have fallen asleep. The last update dates from 2011… Bowen’s music continues to be largely ignored and even labeled as inferior.
Bowen, like other great composers before and after him, began composing 24 preludes in all major and minor keys in 1938. The booklet emphasizes that each of Bowen’s preludes has its own style, « as if they had ever been written by any other composer of the late Romantic period.
The young German-Uzbek pianist Nuron Mukumi makes a very convincing case for this music on this album, showing that there is much more to it than the beauty that has already been mentioned in connection with these preludes.
Mukumi plays very communicatively, very suggestively, with rich dynamic changes and a sublime refinement of timbre.
He explores Bowen’s sound world with a constant eye for color and rich harmonies. He constantly creates a captivating atmosphere, using the changing styles to convey impressions, images and moods. And with such outstanding interpretations, the question of the quality of Bowen’s music no longer arises. His Preludes are definitely raised to the highest level here as a masterfully conceived and composed cycle.