Das Oktett für Streicher ist ein bewundernswertes Beispiel für die Kompositionskunst von George Enescu, da er ein einzelnes Thema über das gesamte beinahe vierzigminütige Werk als fortlaufende Melodie verarbeitet. Dazu trägt die formale Gestaltung bei, die zwar vier Sätze anzeigt, diese aber verbindet und so im Gesamtbild einen einzelnen großen Sonatensatz formuliert. Dabei hat Enescu auch noch die acht Stimmen solistisch geführt und so trotz eines an Schubert und Brahms erinnernden Aufbaus eine Farbpalette geschaffen, die an Debussy erinnert. Erst neuerdings wird die große kompositorische Fähigkeit dieses rumänischen Komponisten, der vor allem als faszinierender Geiger und Musiker allgemein bekannt ist, wieder erkannt.
Vilde Frang hat diese für die Musiker und auch die Zuhörer herausfordernde Komposition mit Freunden zusammen eingespielt. Sie schaffen eine plastisch durchleuchtete intensive Durchdringung, die trotz aller Detailfreudigkeit die Gesamtstruktur und Spannung nicht aus dem Blick verliert. Diese sehr intensive, manchmal geradezu ungestüm wirkende Interpretation, trifft den spannenden Ton der Komposition sehr vorteilhaft und beleuchtet dieses Werk überzeugend.
Das daneben stehende Erste Violinkonzert von Bartok ist ebenfalls in jungen Jahren des Komponisten entstanden. Auch dieses zeigt die früh gereifte Komponistenpersönlichkeit, wenn auch Enescus Werk noch erwachsener wirkt.
Bei Bartok zeichnet Frang die lyrischen Momente des Werkes des unglücklich verliebten Tonsetzers gekonnt nach und kann insbesondere im zweiten Satz die Stimmung ausdrucksvoll nachvollziehen. Das Philharmonische Orchester des französischen Rundfunks unter Mikko Franck liefert dazu souverän die zugehörige Untermalung, ohne sich mit eigenem Bekenntnis hervorzuheben.