Lieder von Franz Schubert, Franz Schreker, Erich Wolfgang Korngold; Anne Schwanewilms (Sopran), Charles Spencer (Klavier); 1 CD Capriccio C5233; Stereo; Aufnahme 2015; Erscheinung 04/2016 (72'19) – Rezension von Norbert Tischer

‘Schöne Welt’ heißt diese CD der Sopranistin Anne Schwanewilms und des Pianisten Charles Spencer. Der Name zur Einspielung wurde inspiriert von Schillers Gedicht ‘Die Götter Griechenlands’ (Schöne Welt, wo bist du ?).

Die CD erklingt wie eine Reminiszenz eines vergänglichen Paradieses und passt thematisch gut in unsere moderne, komplexe Welt, mit ihren Kriegen, Flüchtlingstragödien, Fremden- und Religionshass sowie Fanatismus.

‘Die Götter Griechenlands’ ist das geeignete Lied, um ein derart komplexes, philosophisches Gedankengut anzugehen. Weiter zu hören sind auf dieser Aufnahme Schuberts Lieder ‘An den Mond’ und ‘Im Abendrot“, also weitere Reflexionen zum Thema Mensch und der Suche nach dem Sinn des Lebens. Von Schubert gibt es auch die vier gekoppelten Lieder ‘Das Mädchen’, ‘Die junge Nonne’, ‘Schwesterngruß’ und ‘Der Tod und das Mädchen’, weitere Vertonungen nach Dichtungen von Schlegel, Bruchmann, de Jachuletta oder Claudius zum Thema Leben, Tod und verlorenes Paradies.

Die drei Lieder aus ‘Ellens Gesänge’ von Schubert beenden das Programm. Im letzten Lied, dem bekannten ‘Ave Maria’, basierend auf Walter Scotts Gedicht ‘Lady of the Lake’, wendet sich die junge Frau in ihrer Verzweiflung an die Jungfrau Maria und bittet sie um Hilfe, da ihr Clan vor einem Krieg steht. Also ein letzter Appel für eine schönere Welt…

Weiter stehen ‘Fünf Lieder’ op. 3 von Franz Schreker auf dem Programm der CD. Anders als Schubert hat Schreker in seinen Liedern eine Zeitlang erfolgreich eine schöne heile Welt dargestellt. Ein weiterer österreichischer Komponist dieser Einspielung ist Erich Wolfgang Korngold, der mit den ‘3 Liedern op. 22’ vertreten ist. Auch er, der als Jude nach Hollywood flüchtete, baute sich eine schöne Welt als Filmkomponist auf.

Anne Schwanewilms, die als eine außergewöhnliche Strauss- und Liedinterpretin gilt, hat mit dieser CD ein geschicktes Programm zusammengestellt. Jedoch erweist Sie sich nicht in sämtlichen Liedern als die ideale Interpretin. In manchen Stücken klingt ihre Stimme zu reif und zu voluminös und somit nicht glaubwürdig. Aber es fehlt nicht nur an jugendlicher Frische, sondern auch an Textverständlichkeit. Zwar gibt es wunderbare lange melodische Linien, aber hin und wieder irritieren die recht künstliche Färbung der Stimme und ein zu affektreiches Singen, das der Textverständlichkeit abträglich ist.

Viel Lob verdient Charles Spencer für seine intelligente Klavierbegleitung.

 

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