Seit Celibidache hat wohl kein Dirigent mehr den großen Bogen im ersten Satz der Neunten Bruckner-Symphonie so meisterhaft weit gespannt wie der Franzose Rémy Ballot, dessen Achte Symphonie uns bereits so sehr begeistert hatte.
Mit breitem Atem baut er den Satz genau so auf, wie es der Komponist vorgegeben hat, feierlich und misterioso, und der mächtige Klang des ‘Altomonte Orchesters St Florian’ entfaltet sich in der gewaltigen Stiftsbasilika ungemein spannungsvoll.
Hoch interessant ist das Scherzo: statt der finalen Heiterkeit, die Decsey hier ausgemacht hat, inszeniert Ballot genau die Schwere, von der viele in diesem Satz nichts wissen wollen. Bis in die Trauer hinein scheint sich die Musik regelrecht dämonisch auszubreiten. Entlastete Musik habe Bruckner mit diesem Satz geschrieben, behauptet Decsey. Ballot widerlegt das mehr als eindrucksvoll.
Und dann das Adagio: Die ‘Verklärungshöhen’ ersteigt Ballot über Brüche, so höchsten Schmerz und höchste Seligkeit sublimierend. Auch hier bleibt die Spannung eine halbe Stunde lang erhalten, um Bruckners Erinnerungen und Erlebnisse zusammenfließen zu lassen, um Enttäuschungen und Sehnsucht zu vereinen. Ballots Umsetzung dieses Satzes ist tief bewegend. Und das diese ganze Symphonie so gut gelungen ist, liegt auch an der herausragenden Qualität des ‘Altomonte Orchesters’, das sich aus den besten Musikern Österreichs zusammensetzt.
Die zweite CD enthält eine Bearbeitung der Symphonie für zwei Klaviere, hervorragend gespielt von Matthias Giesen und Klaus Laczika, aber was sollen zwei Klaviere gegen Ballots Orchester?