Der um 1470 geborene Antoine de Févin wurde nur etwa vierzig Jahre alt. Dennoch hat er als Kleriker, Sänger und Komponist für Ludwig XII. Ansehen erlangt. Wegweisend waren seine Parodiemessen, also Vertonungen unter Nutzung früherer Werke oder Teilen daraus mit eigener Neugestaltung. Die hier eingespielte ‘Missa Ave Maria’ ist ein solches Beispiel, das auf der komplexen, aber damit als großer Steinbruch nutzbaren Motette ‘Ave Maria virgo serena’ von Josquin Desprez aufbaut. Bei der ‘Missa Salve sancta parens’ wird das ältere Verfahren der Paraphrase eines ‘Cantus planus’ verwendet. ‘Sancta Trinitas’ war das populärste Werk von Févin, was sich aus den diversen Abschriften schließen lässt.
Das auf das Repertoire dieser Epoche fokussierte ‘The Brabant Ensemble’ legt hier einen weiteren Edelstein vor. Der solistisch besetzte Chor entwickelt unter der Leitung von Stephen Rice eine auf fließende Entwicklungen und Übergänge bedachte Gestaltung, die vom Verweben der Stimmen zu einem klangvollen Geflecht geprägt ist und nicht darauf, Spitzen oder Kanten heraus zu meißeln.
So lässt sich die in dieser Zeit vorherrschende Gleichberechtigung der Stimmen in den Kompositionen mit der fantasiereichen Ausgestaltung durch de Févin sehr ansprechend entdecken.