Alles ist da: Instrumentale Brillanz, technische Virtuosität, interpretatorische Feinsinnigkeit, natürlicher Atem und die Fähigkeit, die Werke, im Ganzen zu sehen. Renaud Capuçon, ohne Zweifel einer der besten und intelligentesten Violinisten unserer Zeit, begeistert also wieder einmal mit drei durch und durch überzeugenden Interpretationen.
Mit großer Leichtigkeit und Eleganz begegnet er der ‘Symphonie espagnole’ von Lalo, während Sarasates ‘Zigeunerweisen’ mit einem sympathisch-virtuosen, aber nie überzogenem oder gar selbstgefälligem Spiel dargeboten werden.
Auch das sehr romantische Violinkonzert von Max Bruch lässt uns im Violinpart eine ganz neue und frische Phrasierungskunst erkennen, die einerseits sehr überlegt, anderseits aber auch sehr musikantisch und mitreißend, im Adagio ja regelrecht elegisch ist.
Vom Solisten kann man also nur in höchsten Tönen schwärmen, während auf orchestraler Seite nicht ganz so gut aussieht. Paavo Järvi dirigiert, als hätte er seine Kammerphilharmonie Bremen zur Verfügung, die auch das bessere Orchester für diese Aufnahme gewesen wäre.
Das ‘Orchestre de Paris’, schon lange kein Klangkörper für feines oder feinstes Musizieren mehr, enttäuscht dann auch durch einen zu kompakten und schweren Klang, der dem leichtfüßigen Spiel des Solisten diametral gegenüber steht.
Hinzukommt, dass die Pariser Musiker etliche Schwierigkeiten haben, sich auf Järvis gewollt akzentreiches und dynamisches Dirigat einzulassen. Trotzdem bleibt diese Einspielung dank Capuçon und dank Järvis Versuch, den Werken neues Leben einzuhauchen über dem Durchschnitt. Kaufenswert ist sie allerdings nur wegen Capuçon.