Im Begleitheft dieser neuen Produktion sinniert Capuçon darüber, wie schwer nun eigentlich Mozart zu spielen sei. Nach den rein technischen Anforderungen scheint es sich um einfache Musik zu handeln. Wenn man jedoch darüber nachdenke, würden sich viele Gedanken ergeben. Und wenn man sieht, wie schnell Mozart die Konzerte jeweils komponiert habe, wie aus einem Fluss, so komme er zu dem Schluss, man müsse alles vorher bedachte dann doch beiseiteschieben und mit diesem frischen Geist spielen, um den Eindruck des momentan Erschaffenen zu finden.
Die beiden einzelnen Sätze sind alternative Versionen für das erste Konzert, die Mozart auf Wunsch zeitgenössischer Interpreten schuf. Da sie gewünscht wurden, um das als zu gelehrt empfundene Original zu ersetzen, mag es nicht verwundern, wenn Capuçon für diese beiden Stücke besonders entspannte Lesarten verwirklicht, die das gewollte Ziel bestens verdeutlichen.
Capuçon hat zusammen mit seinem Orchester, denn er ist der künstlerische Leiter des Orchestre de Chambre de Lausanne, jetzt genau diesen unverstellten Weg gefunden. Mit frischen Tempi in den schnellen Sätzen, die aber nicht übertrieben werden und nicht zu langsamen Tempi in den findet er das richtige Maß für seine Sicht der Dinge. Etwa im Schlusssatz des dritten Konzerts lässt er die verschiedenen Abschnitte vom Tempo her nicht so stark variieren, wie es andere tun. Dadurch stellt er sich dem Fluss nicht entgegen. Auch haucht er den Schluss im fünften Konzert nicht so leise weg, wie man es auch schon gehört hat. Er beschäftigt sich also mit dem guten Maß der Dinge und sucht nicht die Extreme und Effekte.
Das eröffnet eine ungewöhnlich ausgewogene Sicht, die bewusst auf Reize aus stark oder gar überzeichneten Momenten verzichtet. Auch wenn wir hier in einer anderen Epoche sind, mag der Gedanke daran aufkommen, wie sanft man noch vor Jahrzehnten die Barockmusik angegangen ist. Das Orchester, auf den Solisten eingeschworen, bietet ihm für diese Herangehensweise den besten nur denkbaren Rahmen.
In the accompanying booklet Capuçon ponders how difficult Mozart actually is to play. According to the purely technical requirements, it seems to be simple music. However, if one thinks about it, many thoughts would arise. And when one sees how quickly Mozart composed the concertos in each case, as if from a flow, he comes to the conclusion that one must then put aside everything previously considered and play with this fresh spirit in order to find the impression of the momentarily created.
The two individual movements are alternative versions for the first concerto that Mozart created at the request of contemporary performers. Since they were requested to replace the original, which was perceived as too scholarly, it may not be surprising if Capuçon realizes particularly relaxed readings for these two pieces, which perfectly illustrate the intended goal.
Capuçon, together with his orchestra, for he is the artistic director of the Orchestre de Chambre de Lausanne, has now found exactly this undisguised path.
With fresh tempi in the fast movements, but not overdone, and not too slow tempi in the he finds the right measure for his view of things. In the final movement of the third concerto, for example, he does not allow the tempo of the various sections to vary as much as others do. Thus he does not oppose the flow. Nor does he breathe away the ending in the fifth concerto as quietly as has been heard. So he deals with the good measure of things and does not seek extremes and effects.
This opens up an unusually balanced view that deliberately avoids stimuli from strong or even exaggerated moments. Even though we are in a different era here, the thought may come to mind of how gently Baroque music was approached decades ago. The orchestra, sworn to the soloist, offers him the best conceivable setting for this approach.