Die Brüder Antoine und Max Bohrer traten in die Fußstapfen des Vaters Caspar und wurden auch Musiker. Beide waren im 19. Jahrhundert Instrumentalisten, Antoine als Geiger, Max als Cellist. Sie komponierten aber auch. Dabei bedachte jeder sein Instrument, was hier mit einem Cello- und einem Violinkonzert nachvollzogen werden kann. Auch zusammen schufen sie Werke. Das größte von diesen ist die Concertante für Violine und Cello mit Begleitung eines großen Orchesters, das als Grande symphonie militaire betitelt ist.
Dieses dem König von Preußen gewidmete Stück demonstriert mit kühner Virtuosität sowie kraftvollen, militaristisch klingenden Aussagen die Macht des Königs. Hohe technische Anforderungen sind mit starker Musikalität verbunden, so dass das Werk trotz der heute vielleicht abschreckend wirkenden Merkmale dennoch beim Hören gefällt und mit einprägsamen Themen punktet und nicht etwa langweilt.
Antoines Kompositionen, wie hier das Kreutzer gewidmete Violinkonzert in e-Moll, lassen unschwer das Vorbild Paganini erkennen. Doch zeugt das Werk mit dem persönlichen Stil und der Verbindung des Virtuosen mit Lyrik und Ausgewogenheit von einer eigenständigen Herangehensweise. Die Violine hat das Geschehen fest im Griff, die kühnen Soli führen zur dramatischen Kadenz. In den Folgesätzen werden Kontraste aus Techniken, Tempi und Stimmungen erkundet, die in abwechslungsreiche Variationen münden.
Ein Jahrzehnt später erschien Max Bohrers Cellokonzert, dem König von Bayern gewidmet. Als früher Beitrag zur Gattung zeigt es die Emanzipation vom Continuo- zum Soloinstrument. Nicht nur führt das Cello, es bietet mit Doppelgriffen und hohen Tönen fordernde Passagen. Im Schlusssatz kann ein Solist aktiveres Passagenwerk genießen, bei dem sich schnelle mit süßeren, melodischen Phrasen abwechseln, die in eine umfangreiche Kadenz führen.
Die Solisten, der Geiger Friedemann Eichhorn und der Cellist Alexander Hülshoff, haben sich wiederholt um wenig bekannte Werke gekümmert. Dabei zeigen sie mit hingebungsvollem Einsatz, dass auch hier manche Schönheit zu entdecken ist. Mit den drei Kompositionen der Brüder Bohrer ist ihnen nun eine weitere Entdeckung anzurechnen, die Verborgenes aufdeckt. Bei beiden handelt es sich um technisch sehr versierte Musiker, die ihr Können immer hinter der musikalischen Aussage zurücktreten lassen. So bieten sie auch in diesem Fall mit Herz und Verstand dargestellte Interpretationen an, die die Werke gehaltvoll en Detail erkunden.
Das Philharmonische Orchester Jena und sein Leiter Nicolás Pasquet fügen sich dem Agieren der Solisten mit ebenso selbstbewusstem wie ihm folgenden Spiel hinzu und komplettieren so das Geschehen zu einem hörenswerten Gesamtbild.
The brothers Antoine and Max Bohrer followed in the footsteps of their father Caspar and also became musicians. Both were instrumentalists in the 19th century, Antoine as a violinist and Max as a cellist. But they also composed. They each focused on their own instrument, as can be seen here with a cello and a violin concerto. They also created works together. The largest of these is the Concertante for violin and cello accompanied by a large orchestra, which is entitled Grande symphonie militaire.
Dedicated to the King of Prussia, this work demonstrates the king’s power with bold virtuosity and powerful, militaristic-sounding statements. High technical demands are combined with strong musicality, so that the work, despite its perhaps off-putting characteristics today, is nevertheless pleasing to listen to and scores with memorable themes rather than being boring.
Antoine’s compositions, such as the Violin Concerto in E minor dedicated to Kreutzer, are easily recognizable as modelled on Paganini. However, with its personal style and the virtuoso’s combination of lyricism and balance, the work demonstrates an independent approach. The violin has a firm grip on the action, the bold solos lead to a dramatic cadenza. In the following movements, contrasts of techniques, tempi and moods are explored, leading to varied variations.
Max Bohrer’s Cello Concerto, dedicated to the King of Bavaria, appeared a decade later. As an early contribution to the genre, it shows the emancipation from continuo to solo instrument. The cello not only leads, it also offers challenging passages with double stops and high notes. In the final movement, a soloist can enjoy more active passagework, alternating between fast and sweeter, melodic phrases that lead into an extensive cadenza.
The soloists, violinist Friedemann Eichhorn and cellist Alexander Hülshoff, have repeatedly tackled lesser-known works. In doing so, they show with dedicated commitment that there is also much beauty to be discovered here. With the three compositions by the Bohrer brothers, they can now be credited with another discovery that uncovers the hidden. Both are technically very accomplished musicians who always allow their skills to take a back seat to the musical message. In this case, too, they offer interpretations with heart and mind that explore the works in rich detail.
The Jena Philharmonic Orchestra and its conductor Nicolás Pasquet complement the soloists’ performances with playing that is as self-confident as it is following them, thus completing the overall picture that is well worth hearing.