Robert Schumann: Symphonien Nr. 1 & 3; Cappella Aquileia, Marcus Bosch; 1 SACD Coviello Classics COV92015; Aufnahme 10/2018, Veröffentlichung 07/2020 (58'11) - Rezension von Remy Franck
Im Gegensatz zu seinem Kollegen Roth (Rezension) in dessen Kölner Liveaufnahme gelingt Marcus Bosch ein ständig rhetorischer und fließender Schumann, in dem die Musik wirklich lebt, in der keine Manierismen den Fluss stören. Hier ist die Musik zusammenhängend und entsprechend attraktiv. Die Erste Symphonie ist warmherzig, farbig, vital und im Larghetto auch schwärmerisch und lyrisch. Das Stimmungsvolle, das der Roth-Aufnahme völlig fehlt, ist hier vorhanden, weil Bosch alles in einen verbindenden Atem bringt, wo Roth Puzzleteilchen zusammenflickt.
Auch die Dritte Symphonie, die ‘Rheinische’, profitiert von Boschs Atem, sie fließt ohne Schwere, innerlich fein nuanciert, mit Artikulierungen, die aufhorchen lassen und Boschs genuines Gespür für Schumann zeigen. Die Interpretation ist im besten Sinne musikantisch und letztlich durch und durch ‘schumannesk’. Denn Bosch weiß sehr wohl, dass es hier nicht ums Aufblasen der Musik gehen kann, sondern dass der Dirigent eher kammermusikalisch überlegen muss, um den Gedanken des Träumers und Schwärmers Schumann zu folgen. Das ‘Nicht schnell’ im dritten Satz kehrt Bosch nicht in ein Adagio, so wie er das ‘Feierlich’ im vierten nicht bombastisch, sondern würdevoll-edel erklingen lässt. Das Finale wird in gemäßigtem Tempo gespielt, wodurch sich der Charakter der Musik beglückend fröhlich, mitunter auch keck entfaltet.
Die Tonaufnahme könnte präziser, transparenter und präsenter sein.
Unlike his colleague Roth (Review) in his Cologne live recording Marcus Bosch succeeds in creating a constantly rhetorical and flowing performance, in which the music really lives. No mannerisms disturb the flow, and the music becomes coherent and accordingly attractive. The First Symphony is warm, colourful, vital, and in the Larghetto also elated and lyrical. The atmospheric quality that is completely lacking in the Roth recording is present here because Bosch brings everything into a unifying breath where Roth only puts puzzle pieces together.
The Third Symphony, the ‘Rhenish’, also benefits from Bosch’s breath; it flows without heaviness, inwardly finely nuanced, with articulations that make you sit up and take notice and show Bosch’s genuine feeling for Schumann. The interpretation is musical in the best sense of the word and thoroughly ‘Schumannesque’ as well. Bosch knows that it cannot be a matter of inflating the music here, but that the conductor has to think more in terms of chamber music in order to follow the thoughts of the dreamer Schumann. Bosch does not turn the ‘Nicht schnell’ in the third movement into an Adagio, just as he does not turn the ‘Feierlich’ in the fourth movement into a bombastic music, but rather lets it sound with dignity and nobility. The finale is played at a moderate tempo, whereby the character of the music unfolds in an exhilaratingly cheerful, sometimes even pert manner.
The recording could be more precise, transparent and present.