Diese CD entstand in Zusammenarbeit zwischen dem 1956 geborenen Komponisten Richard Danielpour und dem Dirigenten Misha Rachlevsky, der seit vielen Jahren eng mit Danielpour zusammenarbeitet. Das erste Werk ist ein richtiger Ohrwurm: Talking to Aphrodite, ein Zyklus von sechs Orchesterliedern, der 2016 von den Sejong Soloists und Sarah Shafer in der Carnegie Hall uraufgeführt wurde.
Danielpour benutzt dafür Auszüge aus dem epischen Gedicht Talking to Aphrodite der amerikanischen Schriftstellerin Erica Jong (*1942). In diesem Gedicht wendet sich eine Frau, die sich das Leben nehmen will, an die Göttin der Schönheit und der Liebe, Aphrodite, die in der römischen Mythologie mit Venus assoziiert wird. Daher spricht die Frau auch immer wieder zu « My lady, Aphrodite, Venus, fairest of goddesses ». In ihrer Traumbegegnung mit Aphrodite wendet sie sich schließlich vom Tod ab und bekennt sich zum Leben.
Jones’ Text ist von überirdischer Schönheit und an sich schon so musikalisch, dass es Danielpour bestimmt nicht schwer fiel, darauf eine Musik zu komponieren. Es gelang ihm ein abwechslungsreiches Stück mit vielen charakteristischen Motiven, dessen Musik den Text wie einen Handschuh perfekt umgibt. Ein gutes Beispiel für die musikalische Kraft des Textes ist z.B. dieser Vers: « She took the moon on her tongue. The Silver water, tasting of lemon, giving a lemony light. She watched the waves erase her filigreed steps ».
Die Komposition wird ganz wunderbar aufgeführt von der amerikanischen Sopranistin Sarah Shafer, die den Vokalpart mit ihrer reinen und beseelten Stimme veredelt. Auch Maxim Semyonovs Hornspiel ist faszinierend ausdrucksvoll. Das Russian String Orchestra spielt auf hohem Niveau, sehr atmosphärisch.
Die Streichersymphonie ‘… For Love is Strong as Death …’ ist eine Transkription des Sechsten Quartetts und wurde unter der Leitung von Valery Gergiev uraufgeführt. Das Werk dreht sich um die Thematik des Abschieds, wobei der Komponist das Streicherensemble als Metapher der Familie ansieht, die am Ende auseinandergerissen wird. Es ist eine neoromantische und existentiell begründete, sehr atmosphärische und gefühlvolle, oft regelrecht traurige Musik, die hier nuancenreich und dynamisch packend abgestuft, ausdrucksstark gespielt wird.
Wie viele andere Komponisten hat Richard Danielpour ein Werk mit dem Titel Kaddish komponiert. Kaddish ist das jüdische Gebet für die Verstorbenen, und hier ist es als reine Musik ohne Text dem Andenken an den verstorbenen Vater des Komponisten gewidmet. Danielpour hat es auch ohne Bezug zu jüdischer Musik komponiert und konzentriert sich auf den Ausdruck der Trauer mit eigenen musikalischen Mitteln. Die Urfassung war für Streichsextett, hier wird die 2011 von Gil Shaham uraufgeführte Fassung für Streichorchester und Solovioline gespielt. Unter Misha Rachlevsky’s inspirierter Leitung kommt eine packend intensive Interpretation zustande, die eine CD abrundet, die exemplarisch Stil und Botschaft des Komponisten vermittelt.