Verdis ‘Rigoletto’ haben Regisseure schon oft mehr oder weniger erfolgreich aus dem Mantua des 16. Jahrhunderts in moderne Zeiten und völlig neue Umgebungen verlegt. Der Stoff verträgt relativ viel, und auch wenn Michael Mayer seine Inszenierung im Las Vegas der Sechzigerjahre des vorigen Jahrhunderts spielen lässt, bliebe er in einem akzeptablen Rahmen, wäre da nicht ein gravierender Fehler: Er macht aus Rigoletto einen Barkeeper, so weit so gut, aber keinen Krüppel und keinen ‘Hofnarren’. Und damit nimmt er der Figur wesentliche, grundlegende Komponenten, die Rigolettos ganzes Handeln und Denken und seine außergewöhnliche Fürsorge für seine Tochter Gilda bestimmen und erklären. Rigolettos ‘Normalisierung’ ist ein künstlerischer Fehltritt, der noch dadurch verschlimmert wird, dass Zeljco Lucic auch sängerisch etwas eindimensional bleibt, weil es seiner an sich recht kräftigen und gut geführten Stimme an Relief und Kontrast fehlt.
Ansonsten kann Mayers’ Regie trotz einiger weiteren Ungereimtheiten durch ihren Einfallsreichtum und detailreiche Personenführung für sich einnehmen, genau wie das farbige und üppig dekorierte Bühnenbild von Christine Jones gefallen kann.
Inmitten seiner ‘Höflinge’ spielt Piotr Beczala sehr überzeugend den jungen Playboy-Millionär, der mit seinem Geld die Schmarotzer anzieht wie ein Stück Fleisch die Mücken. Die Figur gewinnt dadurch eine neue Dimension, weil die Macht des Geldes deutlicher wird als im Original. Dass ein solcher Casinokönig in Las Vegas einen Mörder wie Sparafucile schnell zur Hand hat, ist nicht außergewöhnlich. So gesehen kann die Handlung in ihrer ganzen Tragik bis zum fatalen Ende ohne Kompromisse vorangetrieben werden. Stimmlich ist Beczala ein guter Duca, nicht immer hundertprozentig lupenrein in der Intonierung und Phrasierung, aber einige Unreinheiten werden von seinem charismatischen Auftreten und der Identifizierung mit seiner ‘neuen’ Rolle mehr als nur aufgewogen.
Nur Lob gibt es für die bewegende Gilda, die Diana Damrau brillant singt. Eine exzellente Sängerleistung kommt auch von dem jungen slowakischen Bass Stefan Kocan in der Rolle Sparafuciles.
Dirigent Michele Mariotti dirigiert routiniert und sorgfältig, ohne besondere Akzente zu setzen. Eine saubere Leistung an der Spitze des gut spielenden Met-Orchesters!
Die generell recht solide Aufführung sollte man sich vor allem wegen der Inszenierung anschauen. Musikalisch gibt es bei aller Qualität, die auch hier vorhanden ist, anderwärtig Besseres.
Rigoletto in Las Vegas: Michael Mayer’s staging in a superb set created by Christine Jones is mostly appealing, and we would unreservedly applaud, wouldn’t the normalizing of Rigoletto as bartender keep him from fully developing the character Verdi intended to show and which basically explains the drama. Zeljko Lucic’s voice is not contrasted enough and has not the required relief to really compensate this staging error. Excellent singing and playing comes from Piotr Beczala, Diana Damrau and the young Slovakian bass Stefan Kocan.
Rigoletto à Las Vegas, avec un Duca devenu playboy et millionnaire. Si la mise en scène de Michael Mayer fonctionne généralement, le personnage de Rigoletto, devenu un barman sans handicap, y perd tout de même beaucoup du caractère paranoïaque que Verdi lui a conféré. La voix de Zeljko Lucic manquant de contraste et de relief, le chanteur ne peut pas parer aux insuffisances de la mise en scène. Vocalement on peut dire beaucoup de bien des prestations de Piotr Beczala, Diana Damrau et de la jeune basse slovaque Stefan Kocan.