– Rezension von Remy< FranckAuf dem ‘Salon de la Haute-Fidélité’ in Paris hatte ich (Ende der Siebzigerjahre) diese Aufnahmen in einer Quadraphonie-Vorführung erlebt. Später bedauerte ich, die wunderbaren Interpretationen nur in einer ganz normalen Stereoabmischung der DG hören zu können. Und nun, endlich, gibt es sie bei Pentatone im originalen Mehrkanalklang. Ein Hochgenuss!
Narciso Yepes und dem sich als vorzüglicher Dirigent vorstellenden Garcia Navarra ist es gelungen, eine wunderbare Atmosphäre in diese Werke einzubringen, kein schwüles und gefühlstriefendes Spanien, sondern ein ganz raffiniertes, fein gezeichnetes, leichtes, helles und lebensfrohes Spanien. Perfektion bis ins letzte Detail, eine feine Rhythmik und höchste Transparenz des Orchesterklangs liefern einen optimalen Rahmen für das Spiel von Narciso Yepes, der das Aranjuez-Konzert etliche Male aufgenommen, in keiner seiner Aufnahmen aber die Stimmung der vorliegenden Einspielung übertroffen hat.
Yepes und Navarro zeichnen im ersten Satz ein sehr lebendiges Bild der berühmten königlichen Residenz Aranjuez, etwa 50 Kilometer von Madrid entfernt, die durch ihre Kanäle diesen Ort zu einer grünen Insel in der trockenen Landschaft der Sierra macht. Und man kann den Duft von Magnolien riechen, das Singen der Vögel und die sprudelnden Brunnen hören.
Der Satz drückt auch die Freude aus, die Rodrigo in Aranjuez kannte, als er dort die sephardisch-türkische Pianistin Victoria Kamhi, Marquise von Aranjuez, kennen lernte und 1933 heiratete (beide sind übrigens dort beerdigt worden, Kamhi 1997, Rodrigo zwei Jahre später).
Auch das Adagio hat einen engen Bezug zu Rodrigos Frau. Man hat den Satz als ein Flehen zu Gott bezeichnet. Rodrigo musste in der Tat um das Leben seiner Frau bangen, als diese ein totgeborenes Kind zur Welt gebracht hatte. Dieser Satz, der so oft in Unkenntnis des biographischen Hintergrunds versüßt wurde, bekommt bei Yepes definitiv seinen in viel Gefühlsintimität gefassten richtigen Charakter. Wunderbar frisch wirkt der 3. Satz, der von besseren Zeiten in Aranjuez berichtet.
Stilistisch fein nuanciert und voller Anmut erklingt die ‘Fantasía para un gentilhombre’, mit zarten Orchesterfarben des ‘English Chamber Orchestra’, und das ‘Concierto Madrigal’ ist in einer nicht weniger bezaubernden Interpretation zu hören.
One of the best ever recorded versions of the Aranjuez Concerto, with wonderfully nuanced performances of both the Fantasia para un gentilhombre and the Madrigal Concerto, all to be heard in the marvellous quadraphonic sound from the late Seventies. A treasure!