Wieso ist diese großartige Musik nicht bekannt, lautete meine Frage bei der Veröffentlichung der Orchesterlieder von Hans Sommer (1837-1922) bei Tudor. Sie ist erneut berechtigt.
Hans Sommer, Mathematiker, Naturwissenschaftler, Direktor der Technischen Hochschule seiner Heimatstadt Braunschweig, war auch Komponist. Mit Liszt, Wagner und Richard Strauss befreundet, schrieb er Opern, Vokal- und romantische Kammermusik, die auf dieser neuen CD zu entdecken ist.
Das zwischen 1870 und 1884 entstandene Klavierquartett in g-Moll fällt durch einen schönen Dialog zwischen Streichern und Klavier auf. Der zweite Satz ist sehr lyrisch, und es gibt in ihm längere Solopassagen für das Klavier.
Das 1884 komponierte Klaviertrio in Es-Dur hat vier Sätze und baut ebenfalls auf einen konstruktiven Dialog zwischen den Streichern und dem Klavier. Es ist eine eher unbekümmerte, romantisch schwelgende Musik, die, genau wie die tänzerische Gavotte, die Romanze und ‘Entschwundenes Glück’ für Violine und Klavier vom ‘Trio Imàge’ gefühlvoll, aber gleichzeitig auch recht zupackend gespielt wird und damit angenehm rhetorisch und vital wirkt.