Nach langjähriger Forschung einschließlich eines Symposiums hat das ‘Primrose Piano Quartet’ die Klavierquartette von Johannes Brahms mit verschiedenen Klavieren und bei den Streichern mit Darmsaiten eingespielt. Als Ergebnis haben sie eine Konzeption der Romantisierung im Sinne der Gestaltung zur Zeit der Entstehung gewählt. Das Dehnen und Stauchen des Pulses innerhalb eines Gesamttempos und die freie expressive Nutzung von Asynchronität, Arpeggien, rhythmischer Veränderung, agogisch gebeugten dynamischen Formen und Rubati bringt eine reiche Expressivität.
Die Diskussion und das Experimentieren mit Expressivrutschen (Portamenti), extremer (zu modernen Ohren) Zeitnahme und Beschleunigung, variierenden Farben mit unterschiedlichen Vibrati, Bogengeschwindigkeit und Bogendruck wurde auch durch frühe Aufnahmen der Wiener Philharmoniker oder überlieferte Fingersätze zeitgenössischer Cellisten beeinflusst.
Das Ergebnis ist eine wunderbar natürlich fließende Gestaltung, obwohl man bei den vielen angesprochenen Gestaltungsmitteln eher eine zerfledderte oder einfach manierierte Lösung erwartet hätte. Die genutzten Spielarten wurden sicherlich nicht obsessiv übertrieben eingesetzt, sondern geschmackvoll eingestreut.
Der Klang bleibt in dieser Aufnahme aufgeraut, das Klavier wird klar nach vorne gestellt, ohne völlig zu bedecken. Dadurch werden auch die Schwierigkeiten des Parts des Tasteninstruments deutlich. Auch die drei Streicher werden deutlich einzeln technisch eingefangen. Trotzdem entsteht ein gemeinsamer Höreindruck, der eine lohnenswerte Bereicherung des Katalogs der Aufnahmen darstellt.