Rosch Mirkes, am 5. Januar starten die Konzerte des Festivals in Moesdorf mit einem Konzert des Ensembles Musica Gloria aus Belgien. Überhaupt ist Ihr Festival auch in diesem Jahr sehr international aufgestellt.
Ja, wir versuchen immer, erstklassige und interessante Ensembles aus ganz Europa einzuladen. Und jedes Ensemble bringt seine eigene Spielkultur mit. Historische Aufführungspraxis ist ein weites Feld und die Aufführungsstile sind oft sehr unterschiedlich. In diesem Jahr kommen die Musiker aus Belgien, Tschechien, Frankreich, Italien und England. So kommt das Publikum in den Genuss, Alte Musik aus verschiedenen Perspektiven zu erleben. Die Ausgabe 2025 wird auf jeden Fall spannend.
Und welche Komponisten werden gespielt?
Wir haben ein Programm mit der Bach-Familie, daneben kommen Corelli, Händel, Biber, Hildegard von Bingen und Telemann ebenso zu Ehren wie weniger bekannte Komponisten wie beispielsweise Jacques Arcadelt, Dario Castello oder Johann Heinrich Schmelzer. Das Repertoire ist an sich quasi unerschöpflich und man entdeckt immer wieder neue wunderbare Komponisten und Werke.
Für Freunde alter Musik ist Ihr aus der hiesigen Musiklandschaft nicht mehr wegzudenken. Wie kam es denn damals zur Gründung?
Die ganze Idee startete eigentlich 2001, als ich nach Lintgen gezogen bin und Lintgen seinen 1.100 Geburtstag feierte. In der Kirche wurden etliche Konzerte mit hochrangingen Interpreten wie dem Concerto Köln oder den Wiener Sängerknaben angeboten. Die Kirche war bei jedem Konzert voll, und diese Programmierung entsprach auch genau dem, was ich damals machen wollte. Nur, ich wollte es regional machen und dabei mehrere Kirchen und Ortschaften miteinbinden. Das ging dann auch recht schnell und bald hatten wir 7 Gemeinden zusammen, in denen die Konzerte des Festival de Musique Ancienne stattfinden konnten. Am Anfang waren unsere Programme eher gemischt, aber mir wurde auch schnell klar, dass ich mir durch die Eröffnung der Philharmonie im Jahre 2005 eine Nische suchen musste und da ich sowieso aus der historischen Ecke kam, war klar dass wir uns beim Festival auf alte Musik von Mittelalter, Renaissance bis Barock konzentrieren und dafür auch spezialisierte Ensembles und Künstler nach Moesdorf, Mersch, Lorentzweiler Steinsel, Lintgen, Colmar-Berg und Walferdange einladen wollten.
Wie ist denn Ihre Bilanz nach fast 25 Jahren?
Bis zur Covid-Krise ist das Festival kontinuierlich gewachsen, dann kam ein Einbruch, doch jetzt sind wir wieder auf dem besten Weg, aufzuholen. Allerdings ist es schwierig, neues und junges Publikum für unsere Projekte zu gewinnen. Es gibt auch einen ungesunden Mentalitätswechsel. Unser ganzes Team arbeitet auf freiwilliger und unentgeltlicher Basis, doch leider ist es heute so, dass niemand mehr helfen will, wenn er nicht dafür bezahlt wird. Auch fällt die finanzielle Unterstützung des Kulturministeriums dieses Jahr etwas bescheidener aus. Auf der anderen Seite werden Flüge- und Hotelunkosten sowie auch die Gagen teurer. Und alte Musik, resp. Barockmusik ist sowieso nur etwas für einen kleinen Kreis von Liebhabern. Das hat sich auch nicht geändert. Das alles ist nicht besonders positiv und ich sehe mit etwas Sorge auf die Zukunft des Festivals.
Wie finanziert sich das Festival denn?
Ganz einfach, ein Drittel der Unkosten kommen vom Kulturministerium, ein Drittel von den Gemeinden und ein Drittel von unserem langjährigen und treuen Sponsor, der Fondation Loutsch-Weydert sowie den Kartenverkäufen.
Was genau ist denn Alte Musik?
Alte Musik bedeutet für mich von Gregorianik bis Barock, und bis auf einige Ausnahmen mit frühklassischen Werken, bleiben wir unserer Linie seit Anfang an treu. Wir haben eigentlich drei Schwerpunkte. Und zwar erstens Vokalmusik, zweitens Werke unbekannter Komponisten und drittens erstklassige Ensembles. Wir konnten somit Ensembles wie Cantus Cölln, La Chimara, La Fenice, Les Paladins oder Le Concert Lorrain einladen, in diesem Jahr sind es beispielsweise Musica Gloria, Stravaganza, Collegium 1704, Cappella Mediterranea, L‘Amoroso oder The Tallis Scholars. Viele dieser Ensembles kennen das Festival und wir arbeiten immer wieder gerne mit ihnen zusammen. Das gibt eine gewisse Beständigkeit. Aber wir freuen uns auch immer wieder, neue Ensembles einzuladen wie jetzt L’Amoroso mit dem Gambisten Guido Balestracci. Auch die Cappella Mediterranea ist zum ersten Mal mit dabei. Es ist dies ein Projekt, was schon für das Corona-Jahr 2021 geplant war und jetzt erst nachgeholt werden konnte, allerdings mit einem anderen Programm.
Wie steht es denn mit der Qualität der historischen Ensembles. Spitze Zungen behaupten ja oft, Musiker, die zu schlecht für traditionelle Orchester wären, würden Unterschlupf in der historischen Aufführungspraxis suchen.
Da mag was dran sein. Aber heute ist die Ausbildung so gut, dass man kaum mehr von zweit- oder drittklassigen Musiker sprechen kann. Früher war das wahrscheinlich so. Heute gibt es eine Menge Musiker, die überhaupt kein modernes Instrument mehr spielen, sondern nur noch historisches Instrumentarium benutzen. In meinem Ad Libitum-Ensemble habe ich beispielsweise zwei Musiker, die nie auf einem modernen Instrument gespielt haben. Aber die Tendenz geht eher in die Richtung, dass Musiker beides machen. An einem Abend spielen sie in einem historischen Ensemble, am anderen in einem Symphonieorchester, wo sie fest angestellt sind. Oder umgekehrt. Und das ist sicherlich eine Bereicherung. Genauso wie wenn Dirigenten wie Brüggen, Pinnock, Gardiner oder Hogwood ein klassisches Symphonieorchester dirigieren. Ihre Kenntnisse der historisch informierten Aufführungspraxis übertragen sie auf ein Ensemble, das mit klassischen Instrumenten spielt und doch klingen plötzlich Beethoven, Haydn und Mozart anders.