Rudolf Schock steht im Mittelpunkt einer Box mit 11 CDs, mit der Profil eine Reihe mit Opernaufnahmen in deutscher Sprache lanciert. Opern nicht in der Originalsprache anzubieten war bei den Labels in den Fünfziger- und Sechzigerjahren üblich. Dabei gab es durchaus ganz hervorragende Einspielungen, die musikalisch auch Hörer beeindrucken werden, die auf die Originalsprache schwören. Und wenn Rudolf Schock in dieser Sammlung im Mittelpunkt steht, so ist er immer nur ein gutes Element neben vielen anderen. Das zeigt sich sofort in Ferenc Fricsays Rigoletto von 1950, die durchaus verdianisch und auch packend emotional ist mit guten Sängern wie Schock, Streich und Metternich, wobei letzter auffällt, weil er mit einer schlanken und hochbaritonalen Stimme sehr jung wirkt, sentimentaler eher als verbittert.
Hans Schmidt-Isserstedt ist der Dirigent der Einspielung von Die Macht des Schicksals. Er dirigiert spannungsvoll, mit eher langsamen Tempi, sehr bedacht auf Klangschönheit. Unter den Sägern brillieren die kroatische Sopranistin Carla Martinis als Leonore, Gottlob Frick als Pater Guardiano, Gustav Neidlinger als sehr schwarzer Melitone, Josef Metternich mit einem herrlich gesungenen und psychologisch aufregend durchdrungenen Don Carlo. Überaus dramatisch und mit phänomenaler Stimme singt Martha Mödl die Preziosilla, während Rudolf Schock als Alvaro technisch zwar gut singt, aber darstellerisch leicht enttäuscht.
Als Appendix gibt es dann noch Szenen aus der Oper, 1963 an der Deutschen Oper Berlin aufgenommen unter Wilhelm Schüchter, mit der jungen Brigitte Fassbaender als Preziosilla, sowie die Klosterszene aus Stuttgart unter Ferdinand Leitner.
Schüchter dirigiert auch die Tosca, die 1953 beim NDR in Hamburg produziert wurde. Die Aufnahme leidet unter ihren zwei voneinander abgesetzten Ebenen, dem etwas dumpf im Hintergrund agierenden Orchester und den sehr direkt mikrophonierten Sängern im Vordergrund. Schock ist gut und angenehm lyrisch, Carla Martinis wirkt eher unausgeglichen, manchmal sehr mädchenhaft (und damit unpassend) bei stärkerer Stimme scharf bis harsch. Mit derselben Carla Martinis gibt es eine ganze CD mit italienischen Opernarien, in denen sie ihre Gestaltungskunst mitunter sehr beeindruckend zeigt und stimmlich größtenteils auch überzeugt, u.a. in zwei Auszügen aus einem Wiener Otello unter der Leitung von Wilhelm Furtwängler.
Der Nemorino aus Donizettis L’Elsir d’Amore (Der Liebestrank) gehörte zu Rudolf Schocks Paraderollen, in denen er mit wunderbarem Belcanto glänzen konnte. Die in Berlin aufgezeichnete Aufführung dirigiert Ernst Märzendorfer.
Die letzte Oper in der Sammlung ist Mascagnis Cavalleria Rusticana. Heinrich Hollreiser dirigiert Orchester und Chor der Deutschen Oper Berlin mit sicherer Hand und viel geschmackvollem Feeling für Musik und Handlung. Im Solistenquintett sind Schock als Turridu und Eberhard Wächter als Alfio zwei gute Besetzungen. Hildegard Hillebrecht ist stimmlich sehr gut, aber eine passende Santuzza ist sie nicht. Bella Jasper ist eine akzeptable Lola, während Alice Oelke mit ihrer abgetakelten Stimme als Mamma Lucia abfällt.
Für Opernfreunde und insbesondere solche, die sich mit der deutschen Opernszene in den Fünfziger-und Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts befassen möchten ist dies eine sich aufdrängende Veröffentlichung. Die Aufnahmen zu hören macht umso mehr Freude als sie klanglich sehr gut restauriert wurden.