Mikhail Rudys hochgepriesene Aufnahmen der Bilder einer Ausstellung von Modest Mussorgsky und den späten Klavierwerken von Alexander Scriabin aus den Jahren 1980 und 1981 werden der Öffentlichkeit hier in einer digital überarbeiteten. Fassung neu vorgestellt. Der glasklare Klang und die bessere Dynamik kommen Rudys Interpretationen sehr entgegen.
Vor allem Scriabins gewinnen an Modernität und einer fast surrealen Präsenz. Der Pianist geht im Sinne des Komponisten jeden Effekten aus dem Weg und lässt uns an einer quasi minimalistischen Interpretation teilhaben.
Minimalistisch und zurückhaltend, und somit sicherlich nicht nach jedermanns Geschmack, erklingen auch Mussorgskys ‘Bilder einer Ausstellung’, die in Rudys Ausleuchtung zwar sehr interessante Aspekte aufwerfen, denen es aber leider etwas an Körper fehlt. Ich hatte dieses Werk vor anderthalb Jahren mit der Liszt-Spezialistin Andrea Kauten live gehört und war über die quasi „überdimensionale musikalische Gestaltung“ regelrecht begeistert. Trotz Virtuosität und einem gewaltigen Klangbild blieb alles feingliedrig und jedes Detail blieb hörbar. Kautens hervorragende Interpretation der Bilder kann man übrigens auf einer Sony-CD nachhören. So erwarte ich mir eine Interpretation der Bilder! Sicher, es ist hochinteressant, Rudy bei seiner sehr intimistischen und sensiblen Gedankengängen zuzuhören, die keinen Zweifel aufkommen lässt, dass der Pianist Mussorgsky als einen direkten und bereits sehr modernen Vorfahren von Scriabin sieht. Dies geht aber auf Kosten des virtuosen Ausdrucks. Es ist daher dem Hörer geraten, sich hier zuerst die Werke von Scriabin und dann erst diese sehr individuelle Auslegung der ‘Bilder’ anzuhören.