Nachdem die Regierung Putin Propaganda für Homosexualität unter Strafe gestellt hat, hat sie ein Problem. Einer der wichtigsten russischen Komponisten, Piotr Tchaikovsky, war nachweislich homosexuell. Nur, in Russland über Tchaikovskys Homosexualität zu reden, käme einer Propaganda für diese Form von Sexualität gleich. Daher hat der russische Kulturminister Vladimir Medinski das Problem jetzt gelöst. Er hat offiziell erklärt, dass Tchaikovsky nicht homosexuell war, und angeordnet, dass über sein Privatleben nicht mehr gesprochen werden soll. Das betrifft ganz aktuell ein Filmprojekt von Regisseur Kirill Serebrennikow, der, im Hinblick auf den 175. Geburtstag des Komponisten im Jahre 2015, dessen Leben verfilmen will. Zwar wurde das Drehbuch schon von allem bereinigt, was in einen Zusammenhang mit Tchaikovskys Sexualität stand, aber der russische Kinofonds verweigert dennoch die Finanzierung. Offiziell heißt es, man lese und staune, es gebe « kein Zuschauerpotenzial » für den Film.
In einem Land, in dem allein der Satz « Ich bin schwul » als illegale Propaganda für Homosexualität angesehen wird, dürfte wohl wegen der staatlich initiierten Homophonie bald wieder das praktiziert werden, was bereits unter dem Sowjetregime der Fall war: Sämtliche Publikationen über Tchaikovsky und auch die historischen Dokumente einschließlich seiner Briefe dürften in Zukunft wieder zensiert werden. Nicht zensieren kann man freilich die Musik der Symphonien. Diese sind doch sehr von Tchaikovskys innerer Zerrissenheit geprägt…