Der Apfel ist nicht weit vom Stamm gefallen. Daniele Pollini spielt seinen Chopin zwar anders als sein Vater Maurizio, energischer, drängender, aber ebenfalls sehr sachlich, technisch hervorragend, sehr klar und transparent. Raum für Poesie gibt es zwar nicht, aber langweilig ist dieser Zyklus der Etüden op. 12 gewiss nicht.
Regelrecht spannend wird die CD mit den Scriabin-Werken. Mit seinem technischen Arsenal von dynamischen Abstufungen, Farbmischungen und Temponuancen dringt Pollini zum Kern der Musik vor, weil er das esoterisch-Mysteriöse hörbar macht. Das wiederum macht den Unterschied zu Stockhausens eher mathematisch-organisatorisch begründetem Mystizismus deutlich, in dem Pollini mit vielen Nuancen selbst das Perkussive in eine melodische Linie bringt, die das Rigorose unerwartet kantabel werden lässt.