Das sakrale Werk von Antonio Vivaldi steht im Schatten seiner Konzerte. Während seiner Zeit am Ospedale della Pietà in Venedig war er zwar eigentlich nicht als Chorleiter angestellt und damit nicht für diese Musik zuständig, aber durch Wechsel der Chorleiter und damit entstehende Besetzungslücken konnte er auch in diesem Revier aktiv werden.
In der Reihe der Vivaldi-Gesamtaufnahme bei Naïve ist die 59. Folge sakralen Werken gewidmet, die mit Altstimme und Orchester besetzt sind. Für das Orchester wurde mit der Accademia Bizantina unter Ottavio Dantone ein mit dem Sujet vertrautes Ensemble gefunden, dass auch in diesem Fall sein Können glänzen lässt. Wirklich mitreißend sind das dramatische Gestalten und die spannende Interpretation durch die Accademia Bizantina unter Ottavio Dantone.
Delphine Galou vermittelt mit unaufgesetztem Gesang den geistlichen Charakter der Werke. Sie markiert keine affektierten Spielchen, die auch fehl am Platz wären. Im Hymnus Deus tuorum militum steht ihr der Tenor Alessandro Giangrande zur Seite, der diese Gestaltungssicht aufnimmt und mitträgt. Im Antiphon Regina cœli wird die Solistin von zwei als Trombe bezeichneten Instrumenten begleitet. Diese werden heute, wie es das Wort nahelegt, von Trompeten gespielt, wobei wohl ‘violini in tromba marina’ gemeint waren, also Geigen, deren vibrierender Steg einen ähnlichen Klang hervorruft. Ein befriedigender Nachbau steht aber bis heute aus.
Mitten in die Vokalwerke eingebettet ist das Violinkonzert ‘Per la SSma Assontione de Maria Vergine’. Hier brilliert der Solist Alessandro Tampieri, der im Schlusssatz ein solo Capriccio einfügt, das ob seiner Herausforderungen aufhorchen lässt. Da zeigt sich, dass Vivaldi auf eine Solistin, damals Anna Maria, bauen konnte, die das Instrument beherrschte. Für Mariä Himmelfahrt geschrieben, ist das Werk mit doppelt besetztem Orchesterpart festlich geprägt.