Anton Bruckner: Symphonie Nr. 8 c-Moll; WDR-Sinfonieorchester Köln, Jukka-Pekka Saraste; 1 CD Profil PH16061; Aufnahme 11/2010, Veröffentlichung 09/2016 (74'38) - Rezension von Guy Engels

Wenn man Jukka-Pekka Saraste zusieht, wie er mit fast stoischer Gelassenheit ein Orchester dirigiert, keine überflüssigen Gesten macht, kaum mit den Wimpern zuckt, kommt einem das Klischee des Kühlen aus dem hohen Norden in den Sinn. Und der passt nun gar nicht zu Bruckner – oder doch?

Saraste zelebriert seinen Bruckner nicht als Hochamt, wie es Celibidache tat. Er überfrachtet ihn auch nicht mit romantischem Pathos, schleppt sich nicht von prallen Choralklängen zu mächtigen Tuttipassagen.

Der finnische Dirigent geht Bruckners gewaltige Musik eigentlich ziemlich gelassen, unaufgeregt an. Er phrasiert großzügig, entlockt dem Orchester einen runden, warmen, leicht dunkel timbrierten Klang, entzieht den aufbrausenden Klangmassen immer ein wenig Schärfe und verzichtet gänzlich auf den triumphalen Gestus.

Bei so viel Entzug bleibt am Ende nicht mehr viel – könnte man denken! Das Gegenteil ist der Fall. Bruckners Achte gewinnt hier an rhythmischer Schärfe. Das wird vor allem im Scherzo sehr deutlich, aber nicht minder in den übrigen drei Sätzen. Saraste deckt Strukturen auf, die bei anderen Dirigenten oft verschüttgehen. Er tut das jedoch nicht aus purer Lust am Sezieren und verliert nie das Ganze aus dem Blick.

Jukka-Pekka Sarastes Bruckner is neither solemn nor emphatic but rather relaxed and caring for rhythmic strength and structural refinement. So, his very personal account of the Eight Symphony makes this a rewarding issue.

 

  • Pizzicato

  • Archives