Die menschlichen Augen sind für den Gebrauch in der Dunkelheit nur eingeschränkt nutzbar. Das ist dann die Gelegenheit, stärker auf die anderen Sinne zu ‘hören’. Das kann man schon bei jeder CD mit geschlossenen Augen probieren, da es keine optischen Reize zu bewältigen gibt. Erst recht gilt dies für diese Einspielung. Neben den beiden Werken von Dutilleux und Schönberg, die schon die Nacht im Titel tragen, hat der Cellist des Quatuor Ebène ikonische Kompositionen aus dem Jazz in die Besetzung für Sextett übertragen, die ebenfalls diese Tageszeit umkreisen. Damit schaffen und überschreiten sie eine selber als Brücke empfundene Verbindung zwischen Ainsi la nuit und Verklärte Nacht.
Stellt Dutilleux Erinnerungen und Vorahnungen auf verschlungenen Pfaden dar, macht Schönberg Emotionen hörbar. Hier entwickeln sich exzessive Leidenschaften, bei Dutilleux atmosphärische Nachtklänge. Dass im Prozess des Baus der Brücke weitere Gedanken und Assoziationen einfließen, ist bei so wachen Künstlern verständlich. Im Beiheft werden dazu hilfreiche Details erläutert.
Das Quatuor Ebène hat sich mit zwei Freunden zum Sextett erweitert. Es sind dies der Bratscher Antoine Tamestit und der Cellist Nicolas Altstaedt.
Das Ergebnis gelingt zur vollen Zufriedenheit. Es ist geprägt von den klar strukturierten, aber eher verschwommen schemenhaften Stimmungen wie in Gedanken bei Ainsi la nuit, die auch noch auf die Nachtbrücke überschwappen. Bei dieser treten aber auch andere Aspekte hinzu, die doch realer und sehr lebendig den Boden berühren. Die elf Zutaten der Jazz-Verbindung treten einzeln auf und formen doch auch einen gespannten Bogen in rund zwanzig Minuten. Manche sind nur angerissen, was der Entfaltung entgegensteht. Aber die Lust an der Musik ist aus dem Spiel herauszuhören. Bei Schönberg schließlich entwickeln sich die gewünschten Emotionen zunächst mit Bedacht, bis sie dann, etwa im letzten Viertel des 6. Abschnitts ‘Im Zeitmaß‘, sehr intensiv werden.
Das ändert aber nichts daran, dass die vier bzw. sechs Musiker immer an ihrer beispielhaft gepflegten Tongebung und Artikulation festhalten. Auch das Zusammenspiel mit den Gästen bietet keine Hinweise darauf, dass sie sich hier nur temporär getroffen haben. Vielmehr ist das Zusammenspiel so großartig verwoben und trotzdem auch durchscheinend, dass sich alle Qualitäten feinster Kammermusik vereinen.
Sprachlich kann es eine ‘vollste Zufriedenheit‘ nicht geben, denn voller als voll geht nicht. ‘Vollste‘ ist in Arbeitszeugnissen gleichwohl zu finden, da ‘voll‘ im Vergleich als Abwertung gelesen werden könnte. Ich belasse es bei der oben genannten vollen Zufriedenheit.
The human eyes are limited for use in the dark. This is then the opportunity to ‘listen’ more strongly to the other senses. This can already be tried with any CD with closed eyes, since there are no optical stimuli to deal with. This is even truer for this recording. In addition to the two works by Dutilleux and Schoenberg, which already have night in the title, the cellist of the Quatuor Ebène has transferred iconic compositions from jazz to the instrumentation for sextet, which also revolve around this time of day. In doing so, they create and cross what they themselves perceive as a bridge between Ainsi la nuit and Verklärte Nacht.
If Dutilleux presents memories and premonitions along winding paths, Schönberg makes emotions audible. Here excessive passions develop, with Dutilleux atmospheric night sounds. That further thoughts and associations flow in during the process of building the bridge is understandable with such alert artists. The booklet helpfully explains details.
The Quatuor Ebène has expanded to a sextet with two friends. They are violist Antoine Tamestit and cellist Nicolas Altstaedt.
The result succeeds to the full satisfaction. It is characterized by the clearly structured, but rather hazy shadowy moods as in thoughts in Ainsi la nuit, which also spill over into Night Bridge. With this one, however, other aspects also appear, more real and lively ones. The eleven ingredients of the jazz connection appear individually and yet also form a tense arc in about twenty minutes. Some are only touched upon, which stands in the way of unfolding. But the pleasure in the music can be heard in the playing. Finally, with Schoenberg, the desired emotions develop with deliberation at first, until they become very intense, for example in the last quarter of the 6th section, Im Zeitmaß.
But this does not change the fact that the four or six musicians always stick to their exemplary refined tone and articulation. Even the interplay with the guests offers no indication that they have met here only temporarily. Rather, the interplay is so magnificently interwoven and yet also translucent that all the qualities of fine chamber music come together.
Linguistically, there cannot be a ‘fullest satisfaction’, because fuller than full is not possible. ‘Fullest’ can nevertheless be found in job references, since ‘full’ could be read as a devaluation in comparison. I leave it at the above mentioned full satisfaction.