Als Salterio wird ein italienisches Musikinstrument bezeichnet. Üblicherweise wird es mit auf die Finger aufgesteckten Plektren gezupft, so dass sich auch der Name, vom mittelalterlichen ‘Psalterium’, was Zupfinstrument bedeutet, ableitet. Es kann auch wie das verwandte Hackbrett mit Klöppeln angeschlagen werden. Es erlebte im 18. Jahrhundert seine Blüte. Ein Virtuose war der Geistliche Florido Ubaldi, von dem auch eine der vorgestellten Kompositionen stammt. Vor allem Notenhandschriften aus Italien gewähren Einblicke in die Spielweise. Sie zeigen, dass das Salterio als Begleitinstrument in der Kirchenmusik, dann auch solistisch im weltlichen Bereich Verwendung fand, so bei Vivaldi seiner Oper ‘Il Giustino’. Aus der großen Zahl historischer Salterii in italienischen Museen ergibt sich, dass das Instrument von Rom bis Mailand verbreitet war. Viele Exemplare sind reich mit Vergoldungen bis hin zu üppigen Bemalungen verziert. Die meist drei- oder viersaitigen Chöre sind im linken Spielbereich über Teilungsstege geführt, rechts befinden sich ungeteilte Chöre. Der Tonumfang betrug mindestens zweieinhalb Oktaven.
Bei einem flüchtigen Hinhören kann mag man den Klang für den einer Mandoline, einer Harfe oder eines Tasteninstruments, also Cembalo, Clavichord oder Fortepiano halten. Schon daraus ergibt sich, welche Möglichkeiten das Instrument eröffnete. Wenn man sich wie Franziska Fleischanderl näher mit dem Saltiero befasst, ergeben sich weitere Differenzierungen, je nachdem, wie man zupft oder welche Klöppelmaterialien, z. B. mit oder ohne Lederbezug, man verwendet. Mit der Auswahl der Werke aus verschiedene Zeiten und Bereichen kann sie diesen Reichtum erfolgreich darstellen. So fällt beispielsweise im Vergleich der Motette von Martini zur Kantate von Rossi die starke Weiterentwicklung hin zu opernhafter Musik auf. Über die eingespielten Komponisten sind teilweise nicht einmal die Lebensdaten gesichert und auch viele ihrer Werke sind verloren gegangen.
Das Anliegen der Solisten, dieses vergessene Instrument wieder hervorzuholen, ist bravourös gelungen. Sie beleuchtet die Wandlungsfähigkeit, die man mit den umgebungsbedingten Farbwechseln eines Tintenfisches vergleichen kann, wahrlich abwechslungsreich und virtuos. Das Ensemble ‘Il Dolco Conforto’ mit Cello, Cembalo und Orgel unterstützt sie gekonnt und hingebungsvoll. Romina Basso belebt in den beiden Kantaten mit ihrem Mezzosopran das Klangbild mit geradliniger Stimme, guter Artikulation, feinem Timbre und rascher Wandlungsfähigkeit. Ihre Stimme fügt sich wunderbar in diese kammermusikalisch dezente Musik ein. Das informative Beiheft gibt Einblicke in die Techniken des Spiels und die Umstände der Zeit.