Eine sehr persönliche Sicht sowohl auf die ‘Auferstehungshistorie’ von Schütz als auch die Komposition ‘Israelis Brünnlein’ hat Simon-Pierre Bestion gefunden. Für die Planung hat er sich in ein Kloster zurückgezogen. Sein Ziel war es, eine Erzählweise zu schaffen, die die Auferstehung beinahe wie ein Märchen schildert. Dazu hat er abwechselnd aus beiden Werken Sätze zusammengestellt, wobei den Stücken von Schein der Moment des Innehaltens im Ablauf zukommt. Außerdem hat er dem Erzähler, der im Original ohne Taktvorgaben beteiligt ist, diesen durch Justierung einzubinden versucht. Daneben wurde die von Schütz einfach mit Gambe und Continuo gesetzte Musik um weitere Instrumente wie Posaunen, Violinen und Zinken ergänzt. Als Erzähler hat er den in der christlich byzantinischen Vokaltradition ausgebildeten Georges Abdallah gewählt, der mit seinem Timbre eine besondere Atmosphäre erzeugt. Dieser lässt abweichend von der historisierenden Praxis Verzierungen nach eigenem Gusto einfließen. Außerdem besetzt Bestion in der italienischen Tradition teilweise bei Schütz die Gesangsstimmen doppelt.
Tatsächlich wohnt diesen ‘Tränen der Auferstehung’ eine besondere Stimmung inne, die man als Hörer problemlos nachvollziehen kann. Der Erzähler gestaltet klar und ausdrucksstark. Die von ihm gewählten Verzierungen sind gewöhnungsbedürftig. Die Sänger singen ihre Partien mit Hingabe und makellosen Stimmen.
Das Orchester ‘La Tempête’ schafft einen immer dezidiert gestalteten musikalischen Rahmen, der den Sängern ihren Freiraum lässt, aber die Erzählung dezent ausdrucksvoll musikalisch unterlegt. Geschaffen wurde eine musikalisch überzeugend gestaltete Mixtur, über deren Choreographie sich jeder sein Urteil bilden mag. Im Ablauf erlahmt die Anfangsspannung und Gefangenheit des Hörers ein wenig.