Das an Musikergedenktagen nicht eben arme Jahr 2018 wird wohl kaum auf den 110. Geburtstag bzw. 30. Todestag von William Brocklesby Wordsworth achten, was diesem sicherlich gefallen hätte, da er wortkarg und schüchtern war. In London geboren, in Edinburgh ausgebildet, kehrte er nach einigen Jahren wieder zurück und verbrachte den Rest seines Lebens in den schottischen Highlands. Etliche Werke von ihm wurden aufgeführt, andere harren bis heute ihrer Entdeckung. Im letzten Lebensabschnitt prägten der Tod seines älteren Sohnes und seiner Frau sowie seine eigene schlechte gesundheitliche Verfassung sein Leben.
Seine Musik zeugt von seiner unabhängigen Persönlichkeit, die romantische Klangbilder weiternutzt, aber punktuell auch moderne Kompositionsweisen, wie Vierteltöne, einbezieht. Sein Werk zeigt Einflüsse von Bartok, Nielsen und Sibelius sowie aus dem englischen Raum Bax und Vaughan Williams.
Er war auf vielen Kompositionsfeldern aktiv, wobei ein Schwerpunkt bei der Symphonie lag, von denen er acht komponierte. Die vierte und die letzte werden hier auf der ersten Aufnahme einer zu erwartenden Reihe vorgestellt. Die Achte mit dem Titel ‘Pax Hominibus’ ist das vielleicht rätselhafteste Werk dieses Komponisten, da sie einige abgründige Züge aufweist, die man nur hier findet. Wordsworth hat eigentlich ein leise ausklingendes Ende vorgesehen, gleichwohl eine zweite Version komponiert, die je nach den Umständen ebenfalls gespielt werden kann und klassisch bombastisch endet.
Ein angepasst durch die Sätze wanderndes Thema verbindet die drei Sätze. In Gestaltung und Größe fehlt den drei Sätzen nur der vierte, damit das Stück als weitere Symphonie gewertet werden könnte.
Die Variationen über ein schottisches Thema, ‘The Hundred Pipers’, entstanden nach seiner Übersiedelung in die Highlands. Ursprünglich für ein Kammerensemble geschaffen, hat Wordsworth das Werk später für großes Orchester gefasst.
Die Musik Wordsworths ist beim lettischen Liepala Symphony Orchester und John Gibbons als Dirigent bestens aufgehoben. Das älteste Orchester des Baltikums hat eine ausgezeichnete Spielkultur und taucht mit dem Landsmann des Komponisten am Dirigentenpult in die Tiefen dieser dicht gewobenen, aber friedvollen und sehr persönlichen Musik eines Pazifisten ein.