Was einem gleich auffällt bei diesen Neueinspielungen der Brahms-Konzerte mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment und Andras Schiff ist der brillante, betont helle und schlanke, dennoch aber ungemein kraftvolle Klang. Und was man gerade bei derart komplexen Werken wie den Brahms-Klavierkonzerten befürchten konnte, nämlich Interpretationen, in denen die sichere, führende Hand eines Dirigenten fehlt, trifft glücklicherweise nicht zu. Schiff und das Orchester haben die beiden Werke offenbar so gut vorbereitet, so dass sehr schlüssige und kohärente, wirklich gut zusammen funktionierende Interpretationen zustande kamen.
Das OAE spielt natürlich auf zeitgemäßen Instrumenten und Schiff auf einem historischen Flügel der Leipziger Klavierbauerfirma Julius Blüthner von 1859, der sehr gut klingt, sonor und klar. So weit, so gut. Aber….
Der Mittelsatz des Ersten Konzerts zeigt deutlich, was ich in diesem Brahms – nach meinem Geschmack – vermisse, die Kantabilität und die Wärme. Der erste Satz ist dramatisch und der Schlusssatz fulminant.
Energie bestimmt auch den ersten Satz des Zweiten Konzerts, den Schiff mit viel rhythmischem Feuer und ohne jede Schwere spielt und auch vom Orchester so spielen lässt. Darauf folgt ein nicht weniger von packender Gestaltungskraft durchdrungenes Allegro appassionato. Das Andante ist wiederum für mich etwas scharf und aufgeregt. Ein fast kammermusikalisch aufgefasstes Allegretto grazioso beschließt das Werk etwas nervös und ohne wirklich grazioso zu werden.
Also: es sind dies vielleicht entschlackte, schlanke Versionen beider Brahmskonzerte, mit neuartig klingenden Texturen, aber obwohl es vielleicht nicht uninteressant ist, das mal so zu hören, werde ich es dabei belassen. Ich mag Brahms, wenn er angezogener ist als hier.
Right from the start of these new recordings of the Brahms concertos with the Orchestra of the Age of Enlightenment and Andras Schiff we notice the brilliant, bright and slender, yet immensely powerful sound. And what one might fear, especially with such complex works as the Brahms piano concertos, namely interpretations lacking the sure, guiding hand of a conductor, fortunately does not apply. Schiff and the orchestra seem to have prepared the two works so well that very coherent and cohesive interpretations emerged.
The OAE plays on period instruments, of course, and Schiff on a historic 1859 grand piano by the Leipzig piano-maker Julius Blüthner, the sound of which is very good, sonorous and clear. So far, so good. But….
The middle movement of the First Concerto clearly shows what I miss in this Brahms – to my taste – cantabile and warmth. The first movement is dramatic and the final movement fulminant.
Energy also determines the first movement of the Second Concerto, which Schiff plays with much rhythmic fire and without any heaviness. This is followed by an Allegro appassionato no less imbued with gripping interpretative power. The Andante is again for me a bit sharp and agitated. An almost chamber-music Allegretto grazioso concludes the work somewhat nervously and without really becoming grazioso.
So: these may be stripped-down, lean versions of both Brahms concertos, with novel-sounding textures, but while it may not be uninteresting to hear it that way, I’ll leave it at that. I like Brahms when he is more ‘dressed’ than here.