Gustav Mahler: Symphonie Nr. 6; Essener Philharmoniker, Tomas Netopil; 2 CDs Oehms Classics OC 1716 2; Aufnahme 05/2019, Veröffentlichung 02/2020 (85'10) - Rezension von Remy Franck
Kraft ohne Schwere, Ausdruck ohne Pathos, das ist wohl das Markenzeichen dieser Sechsten Symphonie von Mahler. Tomas Netopil lässt das Tragische im prallen Leben, im Jubel wie in der Zärtlichkeit aufleuchten. Niemand wird dem Dirigenten zu wenig, zu viel oder gar falschen Ausdruck vorwerfen können. Er bleibt Mahler Sechster kaum etwas an Zerrissenheit und Härte, an dazu im Kontrast stehender lyrischen Expressivität oder auch an gutmütiger Naivität schuldig. Darin erinnert er sehr an die Aufnahme mit Jansons und dem London Symphony Orchestra und positioniert sich gegensätzlich zu Vänskä (Rezension).
Nichts Dogmatisches, nichts Demonstratives, nichts intellektuell Verbrämtes gibt es in dieser Fassung. Die Musik klingt sehr unmittelbar, sehr menschlich und gerade das lässt ihre tragischen Momente so schaurig werden. Das ist pure Menschenfreude und pures Menschenleid, das wir hier spüren.
Die exzellente Leistung der Essener Philharmoniker und die gute Tonaufnahme müssen auch hervorgestrichen werden.
Strength without weight, expression without pathos, that is probably the trademark of Mahler’s Sixth Symphony by Tomas Netopil who lets the tragedy shine through in the fullness of life, in jubilation as well as in tenderness. No one can accuse the conductor of too little, too much or even wrong expression. He hardly owes Mahler Sixth anything in terms of disruption and hardness, of lyrical expressiveness or even of good-natured naivety. In this he is very reminiscent of the recording with Jansons and the London Symphony Orchestra and positions himself in opposition to Vänskä (review).
There is nothing dogmatic, nothing demonstrative, nothing intellectually dressed up in this version. The music is very direct, very human and that’s what makes its tragic moments so horrible. The listener experiences pure human joy as well as pure human suffering.
The excellent performance of the Essen Philharmonic and the good sound recording should not be forgotten in this review.